Länderfazit Norwegen

von root

In unserem Blogartikel „Schweden oder Norwegen?“ hatten wir uns zu Anfang gefragt, welche Route zum Nordkap „die Bessere“ sei, insbesondere angesichts der Fülle an anderen Wohnmobilen in Norwegen, denen wir auf den engen Straßen begegnet sind. Und es blieb tatsächlich auch bis in den hohen Norden so. Wenn wir dies gewußt hätten, wären wir dann anders gefahren? Schwierig zu beantworten, denn die Route über Schweden bis in dessen Norden kannten wir bereits schon, und wenn, dann wäre alternativ nur der Hochweg über Finnland und der Rückweg über Norwegen ´gen Süden geblieben – immer unter der Voraussetzung, daß wir im gleichen Zeitraum gefahren wären. Dann wären wir jedoch „über Kreuz gefahren“ und hätten 2 Fährpassagen einbauen müssen (–> Kosten). Insofern meinen wir: Der Weg ist das Ziel und die spektakulären Landschaften Norwegens mit seinen Fjorden und Bergen ganz auszulassen, wäre auch super schade gewesen. Aber vielleicht müßte man tatsächlich noch weiter außerhalb der Saisonzeiten fahren, damit man wirklich auch ein einsameres Norwegen erleben kann…

Wie wir bis zum Nordkap gefahren sind – inklusive dem Schlenker über Schweden und Finnland -, könnt Ihr HIER sehen.

Fangen wir also mal mit den weniger subjektiven Faktoren an:

  • Wetter: Anfänglich hatten wir im August noch schön warmes Wetter; vor allem: Absolut keine Mückenplage! Ca. Mitte September fing die schöne Laubfärbung an und damit dann auch das kältere und nassere Wetter. Wir hatten zwar nur ganz wenige Regentage, die man an einer Hand abzählen kann, eher Regenstunden, dennoch macht das Fahren – oder auch Wandern – in diesen Momenten absolut keinen Spaß. Mit der Fahrt auf die Lofoten haben wir das erste Mal auf unserer EU-Reise Polarlicht gesehen. Und bis zum Ende der Tour sogar recht häufig. Fasziniert hat uns jedoch (Anmerkung: Wir kennen Nordlicht schon von früher.): Wir haben noch nie so schnell wechselndes Polarlicht gesehen. Meistens wabert es vor sich hin und auf der Langzeitbelichtung wird es dann ein schöner Schleier. Wir haben jedoch an manchen Abenden und Nächten superschnelles und „fließendes“, grünes Polarlicht gesehen, und einmal sogar mit roten Rändern. Absolut faszinierend! Meistens war es uns dann jedoch zu kalt, mitten in der Nacht nach draußen zu gehen, aber dank der Dachluke über dem Bett… 😉 Perfekt!
  • Stellplätze: Auf den Lofoten sind wir zum „Straßenbuchten-Camper“ geworden, denn sobald ein Stellplatz mal etwas größer war, stand man nie alleine. Und sobald ein zweiter bei einem stand, war die Hemmschwelle für einen dritten, vierten usw. gefallen. Wir haben nach wie vor tolle Übernachtungsplätze gehabt – und davon hat Norwegen eine Menge! -, aber in dem Zeitraum, in dem wir unterwegs waren, konnte man nie hoffen, dort auch alleine zu bleiben. Wenn dann wenigstens nette Kontakte oder Gespräche zustande gekommen wären, aber leider nie. Wir hätten uns auch gewünscht, öfters ein Lagerfeuer machen zu können oder zu dürfen, aber…
  • Wasser: Folgende Situation spiegelt am besten wieder, wie die Situation des Wasser-Befüllens war: Wir fahren eine kleine Tankstelle an – ohne dort auch Diesel zu tanken -, fragen freundlich, ob wir unseren Wassertank füllen können, und die Kassiererin schaut einen mit großen Augen an und sagt: „Wir bräuchten doch nicht zu fragen! Selbstverständlich ist das Wasser für alle kostenlos da!“ Es war also tatsächlich so, daß wir an allen Tankstellen, die einen Außenwasseranschluß hatten, umsonst Wasser Befüllen konnten. Ein Traum!
  • Strom: Anfänglich im August waren unsere Batterien durch die Sonne immer prall gefüllt, nur dann im September haben wir schon das erste Mal den B2B (= Laden der Kofferbatterie durch die Fzg.-Batterie – während Fahrbetrieb) anschalten müssen. Grund ist hauptsächlich der flache Sonnenstand oberhalb vom Polarkreis. Es hat dann zwar bis zum Schluß unserer Norwegentour auch ohne häufiges Anschalten des B2Bs gereicht, aber es dauerte dann schon immer ein paar (Sonnen-)Tage, bis unsere Batterien wieder 100% voll waren.
  • Müllentsorgung: Dank Mülltonnen an Rast- oder Parkplätzen war es immer möglich, unseren gesamten Müll leicht zu entsorgen.
  • Lebensmittel: „Was? 150 € und gähnende Leere im Einkaufswagen?“ Leider in Norwegen kein Widerspruch. Wir haben hauptsächlich im Kiwi eingekauft, dem dort wohl günstigsten Discounter, aber wir haben uns auf das Notwendigste beschränkt und eher unsere Vorräte aus früheren Einkäufen dezimiert. Im Schnitt empfanden wir – wir haben dies jedoch nicht nachgerechnet – Norwegen mindestens 3x so teuer wie ein Einkauf in Deutschland. Deswegen waren wir sehr verwundert, als wir Ende September unsere Kostenkalkulation für den Monat zusammengezählt haben und nicht viel aus dem Rahmen fielen. Wir haben uns aber wirklich immer bemüht, die günstigsten Dinge zu kaufen, und leider auf das eine oder andere Kulinarische – oder Besondere in Norwegen – verzichtet. Eigentlich schade! Pfanddosen undflaschen konnten wir hier Supermarkt-übergreifend abgeben und sogar jene aus Schweden. Jetzt wäre es nur noch perfekt gewesen, wenn wir auch das Pfandgeld von schwedischen Dosen und Flaschen erstattet bekommen hätten. 😉 Mit jener Zoll-App könnt Ihr übrigens vor der Einreise ausrechnen – und falls notwendig, auch bezahlen -, ob Ihr zuviel „Sprit“ (= Alkohol) onboard habt. Bei unserer Einreise aus Schweden war jener Grenzübergang jedoch keine wirkliche Grenze, d.h. die Straße führte einfach weiter und man befand sich plötzlich in Norwegen.
  • Dieselpreis: Preise zwischen 2.06 €/l Diesel und 2.40 €/l Diesel sind keine Seltenheit. Teilweise variieren die Preise an Tankstellen, die nur wenige Meter auseinander liegen, um bis zu 20 Cent! Da lohnt es sich, auch mal die Straße vorher abzufahren. Aber generell: Einfach viel zu teuer! Deshalb hatten wir die Gelegenheit beim Abstecher in Finnland genutzt, dort zu tanken – was aber immer noch im finnischen Schnitt viel zu hoch war.
  • Daten/Internet: Wir telefonieren hier weiterhin mit unseren vorhandenen SIM-Karten (1x Telekom aus Deutschland, 2x Lidl-connect aus Deutschland), und der Empfang war prinzipiell gut.

Und die subjektiven Eindrücke (wir verschieben diesmal den Punkt „Land“ nach hinten):

  • Straßen: Norwegens Straßen sind vor allem eines: Unberechenbar! Zwischen supergut und megaschlecht innerhalb weniger Meter ist alles drin! Das hauptsächliche Problem entsteht jedoch dann, wenn man wie wir im LKW mit Gegenverkehr zu leben hat, der genauso breit ist, wie man selber: andere LKWs oder WoMos. Daher empfanden wir das Fahren auf Norwegens Straßen als extrem anstrengend und als Fahrer konnte man sich nicht wirklich auf die schöne Landschaft konzentrieren. Das nächste Schlagloch, die nächste Kehre oder das nächste „dicke WoMo“ mit einem teilweise überforderten Fahrer – der vermutlich nur zeitweise sein Fzg. im Urlaub bewegt – ist schon in Sichtweite.

Das ganze wird jedoch von der „Qualität“ der Tunnel getoppt: Starke Steigungen oder Gefälle, einspurig mit wenigen Ausweichstellen, enge Kurven – alles wohlgemerkt IM Tunnel! -, Höhenangaben, die wohl nur in der Mitte gelten, seitlich geneigte Fahrbahnen, so daß man gegen die oben nach innen geneigte Wand mit hereinragenden Felsbrocken gekippt wird, schlecht bis gar nicht beleuchtet, und: Wir sind durch Tunnel gefahren, die keine Sicherheitseinrichtungen oder Distanzangaben bis zum jeweiligen Ausgang hatten. Das pure Grauen! Wir sind durch bestimmt 30 Tunnel – wenn nicht sogar mehr – gefahren, und wir wissen den Aufwand, einen solchen zu bauen, wirklich zu schätzen, aber wir waren jedes Mal heil froh, als wir einen hinter uns hatten.

Um jedoch etwas Positives zu erwähnen: Bis auf eine Fähre, die zu jenem Zeitpunkt im Jahr bereits eingestellt war (Vesteralen – Senja), war das Befahren dieser super-easy. Wir haben nie vorgebucht, manchmal haben wir zuvor 1 Stunde gewartet, meistens nur wenige Minuten. Und einmal sind wir schwups drauf und hatten den Motor noch gar nicht abgestellt, da hatte die Fähre schon abgelegt. Timing ist alles. 😉

Generell macht es Sinn, sich für Norwegen einen autoPass zu besorgen. Wir hatten dies zu spät gemacht, und das sog. „tag“ wurde nach Hause in Deutschland geschickt, da waren wir aber schon in Schweden. Witzigerweise hat aber alles auch so geklappt, d.h. es wurde immer unser Nummernschild eingescannt oder abfotografiert, und wir haben die Maut- oder Fährgebühr später per Rechnung (in Euro) bezahlt. So sind wir immer als PKW oder LKW < 3.5 t gefahren, und haben entsprechend eingespart. Auf der Seite des ADACs findet Ihr Informationen, bei welchen Anbietern man sich solch einen autoPass besorgen kann. Wir waren bei Fremtind.

  • Leute: Wir empfanden die Norweger als etwas distanziert – schon gar, wenn man aus Richtung Schweden kommt -, aber wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt, „tauen sie auf“ und man kriegt viele Tipps und es wird einem immer geholfen. Daß alle perfekt englisch sprechen, braucht man fast schon nicht erwähnen. Was uns aufgefallen ist: Der Fahrstil der Norweger ist sportlich bis teilweise sogar aggressiv, was uns hier im Norden überrascht hat, da er sich massiv von den Nachbarn unterscheidet. Und: Jeder 5.te fährt hier einen Tesla! Wir haben zwar nicht gezählt, aber die Dichte dieser E-Autos ist hier wahnsinnig hoch. Da ist der Rasenmähroboter einer schwedischen Marke auch schon normal im Garten, in dessen immer auch ein Wohnmobil oder Wohnwagen, sowie eine Grillkota oder Sauna steht.
  • Flora & Fauna: Die Landschaft ist der Hammer: Atemberaubende Berge und Fjorde, schöne Seen, reißende Flüsse und tausende Wasserfälle, tolle Buchten und lange Strände, Blau und Grün soweit das Auge reicht! Einfach spektakulär! Wir haben in Norwegen nach langer Zeit auch wieder ein paar Wanderungen gemacht, jedoch fanden wir Einstufungen wie „moderat“ für Wegabschnitte, die teilweise in exponierter Lage an einem Berg-Fels-Hang gekraxelt werden müssen, für deutlich untertrieben. Insofern haben wir meistens länger gebraucht, als zeitlich angegeben, oder sind auch oft im Morast „stecken geblieben“. Wanderfreude sieht da bei uns anders aus. Was die Fauna angeht: Wir hätten uns zwar noch mehr (positive) Elch-Begegnungen gewünscht, aber wenigstens haben wir im Norden ein paar Rentierherden gesehen. Ach ja, und viele, viele Schafe! Für die Vogelwelt war es aber anscheinend schon zu kalt und sie waren vor uns in den wärmeren Süden geflüchtet, d.h. Vogelgezwitscher war schon eine Seltenheit für uns.
  • Landestypische Küche: Wir haben uns einen teuren Burger in Tromsö gegönnt, und sonst? Im Ernst: Leider war es schon in den Supermärkten so teuer, daß wir uns die Restaurants gar nicht angetan haben. Vielleicht hätten wir hier mal nicht auf den Cent schauen sollen, wie sonst, aber – um ein Gefühl zu geben: 2 Burger mit Pommes und Getränk haben uns 40 € gekostet. Dafür ist Boris oft Blaubeeren sammeln gegangen und so gab es oft einen leckeren Blaubeeren-Yoghurt-Müsli-Mix.
  • Land – sozusagen als Resumé: Die Kombination aus spektakulären Landschaften einerseits, aber schlechten Straßen und hoher WoMo-Dichte in unserem Zeitraum andererseits, haben es uns schwer gemacht, wirklich an- oder runterzukommen. Wir möchten Norwegen einerseits nicht missen, aber vermutlich wäre eine Reise mit einem kleineren Campervan dort um vieles entspannter gewesen. Was den Faktor Sicherheit angeht, ist unser Eindruck, daß Norwegen ein super sicheres Reiseland ist. Die Stadt Trondheim hatten wir uns ohne große Vorbereitung angeschaut. Bzgl. der Sehenswürdigkeiten von Tromsö hatten wir uns vorab auf der Seite von Katrin informiert.

 

Habt nun viel Spaß an unseren kurzen Clips und den letzten, wenn auch teilweise verregneten Fotos aus Norwegen, bevor es für uns in Richtung Finnland ging.

 

Im Zeitraffer eine Minute durch zwei schlimme Tunnel: Leidet mit uns! 😉
Anfahrt und Abstecher zur Gorsa Bridge. (Musik: https://www.musicfox.com/)
Endlich Rentiere! Und dies kurz vor dem Nordkap!
Die letzten 12 km auf dem Weg zum Nordkap!
Guten Morgen – von unserem „Notplatz“! Seit langem hören wir das erste Mal wieder Vögel zwitschern.

 

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