Der Preis der Freiheit (Teil 2/3)

von root

In unserem ersten Beitrag zu „unserem Preis der Freiheit“ hatten wir jene Punkte genannt, die sich auf uns und unser Fahrzeug beziehen. Für die hiernach folgenden Punkte haben wir die Kategorie „Reisen in (anderen) Kulturen und Ländern“ vorgesehen. Fangen wir daher einfach mal mit unserem ersten Punkt an:

  • Geringe Integration in die Gesellschaft: Zugegeben, das hört sich jetzt im ersten Augenblick sehr dramatisch an und könnte so verstanden werden, daß wir uns nicht integrieren möchten; jedoch ist die gegensätzliche Perspektive gemeint, daß wir seit Anbeginn unserer Reise nicht mehr fest in einer Gesellschaft verankert sind. Selbstverständlich halten wir uns an die Regeln und Werte des jeweiligen Reiselandes. Man reist ortsungebunden und hält sich an einem Platz auch nicht lange genug auf, um soziale Wurzeln schlagen zu können. Zudem ist man auch nicht mehr in einem beruflichen Kollegenkreis eingebunden, noch in Vereinen oder Clubs aktiv. Selbst bekannte Gesichter wie die nette Verkäuferin in der Backstube – Schluchz! Wir vermissen deutsches Brot so sehr!! – oder den freundlichen Kellner in dem eigenen Lieblingsrestaurant gibt es nicht mehr. Heutige Begegnungen bleiben i.d.R. Erst- und Einmalbegegnungen, wobei neue Bekanntschaften, u.U. sogar Freundschaften, eher innerhalb des internationalen „Reisenden-Zirkels“ entstehen. Wir gehörten früher zu der Fraktion „Workaholics“ und hatten dadurch bedingt nur einen sehr kleinen, engen Freundeskreis. Dieser überdauert auch heute noch, aber wir wissen von einigen Reisenden, daß sie ihre Freunde sehr vermissen und zerbrochene Freundschaften – aufgrund der Distanz – ihre Reisefreude trüben. Für uns hingegen war es eine große Umstellung, wenn man nicht mehr in einem Berufsleben eingebettet ist und – wie wir – mit ca. 300-400 Kollegen und Kolleginnen zu tun hat, denn dieser Punkt ist tatsächlich einer, den wir schmerzlich vermissen: Unser Kollegenkreis war schon toll! Jene, frühere Art der Anerkennung und Integration im sozialen Miteinander bleibt jetzt aus. Demgegenüber erhalten wir viel Aufmerksamkeit und Interesse, für unsere Art zu reisen, bzw. daß wir diese Umstellung eingegangen sind. Viele begleiten uns virtuell und träumen dabei mit, sind jedoch nicht gewillt, jenes Risiko auf sich zu nehmen, ihr jetziges Leben in diese Richtung verändern zu wollen. Selbstverständlich absolut nachvollziehbar.
  • Schwierige, sprachliche Verständigung: Wir waren auch des Bayrischen nicht besonders mächtig, denn auf der Arbeit ging es international zu und Englisch war dort die Hauptsprache für uns. Und tatsächlich kommt man mit Englisch auch sehr weit – insbesondere in Europa bzw. im Norden Amerikas. Selbst die Baja machte es einem leicht. Dennoch gab es Situationen, wo wir unbedingt Französisch oder Spanisch gebraucht hätten, und wir haben uns mit unserem Schulwissen und „google translate“ (offline Version) so gut es geht beholfen. Aber es wäre schon toll gewesen, wenn wir die jeweilige Landessprache hätten flüssiger sprechen können, denn so blieb uns das eine oder andere interessante Gespräch verwehrt, und je tiefer man in eine (andere) Kultur eintauchen kann, desto intensiver wird natürlich eine Landeserfahrung. Klar ist jedoch auch: Je weiter südlich wir auf diesem amerikanischen Kontinent unterwegs sein werden, desto mehr müssen wir unsere Spanischkenntnisse auffrischen und ergänzen.
  • Andersartiges Essen: Man kann dies so oder so sehen: Andere Genüsse kennenlernen kann eine Bereicherung sein; der eigene Magen kann sich jedoch auch damit sehr schwer tun. Man kann größtenteils selber bestimmen, inwieweit man sich auf neuartiges Essen einläßt (z.B. Nutzung von Garküchen versus Selber-Kochen), jedoch nicht wirklich einer möglichen Magenverstimmung aus dem Weg gehen. Bislang hatten wir in allen unseren früheren Urlauben und jetzt auf Langzeitreise Glück gehabt, wobei dies nicht heißt, daß es auch uns nicht mal erwischt hat.
  • Kulturelle Anpassung: Neben den Sprachkenntnissen eines Landes ist es unserer Meinung nach auch wichtig, sich den kulturellen Gegebenheiten anpassen zu können, bzw. um diese zu wissen. Offenheit, Neugierde, Toleranz und Akzeptanz gehören auf Reisen einfach mit dazu, wenn auch nicht um jeden Preis! Man muß hier seinen eigenen Weg finden, Dinge bewerten, Sich-Anpassen-Können, gleichzeitig seine eigene Persönlichkeit bzw. Wertevorstellung nicht aufgeben, denn es ist nicht immer alles gut oder aber schlecht. Wir meinen, daß uns dieser Punkt leicht fällt, da wir einerseits immer in einem großen, internationalen Team weltweit zusammengearbeitet hatten, andererseits auch schon immer sehr gerne gereist sind. Daher ist der nachfolgende Punkt für uns erstmal auch nichts Neues, nur, daß er jetzt dauerhaft vorliegt, nicht nur während ein paar Wochen Urlaub:
  • (erhöhte) Achtsamkeit auf die Umgebung: Man ist erstmal ein Fremdkörper, der sich in der Weltgeschichte bewegt, und dieser, i.d.R. als „reich“ bewertete Fremdkörper, trifft jetzt nicht nur auf andere Kulturen, sondern u.U. auch auf ärmere Kulturen. Wir möchten diesen Punkt jetzt nicht überbewerten, haben wir doch bislang keine negativen Erfahrungen damit gemacht – abgesehen von jemanden, der unsere verschlossene Türklinke in der Hand hatte und ein paar Taschendiebstählen aus längst vergangenen Zeiten. Aber ein gewisses Maß an Achtsamkeit, wo man über Nacht steht oder tagsüber sein Fahrzeug alleine läßt, sollte man unserer Meinung nach schon haben. Dieses „Gefühl“ ist gewiss länder- und regionsspezifisch und mindestens wir brauchen erstmal eine Zeit, um dieses zu entwickeln. Ohne Gewähr natürlich, daß uns dieses dann doch nicht täuscht. Aber man ist mit seinem rollenden Zuhause unterwegs und da möchten zumindest wir nichts riskieren. Wir haben auch eher Sorge um unser Zuhause, als um uns, haben wir bei unserer 31-jährigen Reiseerfahrung doch nichts Negatives in Bezug auf uns als Person erlebt. Jedoch merken auch wir, daß man sich eher einen „leichteren Schlaf“ angewöhnt und schnell hellwach ist, wenn um einen herum etwas geschieht. Aber apropos „negativ“: Nächster Punkt:
  • Begegnung mit gefährlichen Tieren: Die gefährlichsten Tiere der Welt sind Spinnen, das weiß ich ganz sicher! 😉 Natürlich gab es früher zuhause auch gefährliche Tiere, und die müssen nicht unbedingt groß sein. Man denke da z.B. an Zecken. Aber je länger man outdoor (Wandern & Co.) unterwegs ist, und dies in Ländern mit „wilden Tieren“ oder fremdartigem Kriechgetier, desto größer natürlich auch das Risiko, daß etwas passieren kann. Wichtig ist, daß man sein Verhalten entsprechend anpaßt, wenn man Tieren, wie z.B. Bären, Elephanten und Co. begegnet. Wir haben z.B. aktuell auch ein Bärenspray dabei, oder eine Schwarzlichtlampe für Skorpione. Bislang können wir – abgesehen von einem Hundebiss – aber glücklicherweise nur über „fiese Stechmücken in allen Größen“ berichten, aber die hatten es wahrlich in sich! 😉 

Ihr merkt an den obigen Punkten, daß – bis auf den ersten – sich die anderen nicht groß unterscheiden, ob man so wie wir unterwegs ist, oder ein Land im Urlaub bereist (natürlich nicht in einem All-Inclusive-Hotel-Urlaub). Insofern habt Ihr wahrscheinlich auch jene Erfahrungen bereits selber machen können und sie sollten keine große Überraschung für Euch darstellen. Vermutlich werden dann jene, aus unserem zukünftigen letzten Beitrag neuer sein; seid also gespannt! Bis dahin wünschen wir Euch auf jeden Fall ganz viel Spaß mit unseren Bildern unserer letzten USA-Etappe, und unser USA Länderfazit haben wir auch um unsere jüngsten Eindrücke ergänzt!

(Musik von: https://www.musicfox.com/)

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