Im Sauseschritt Richtung Griechenland

von root

Das Gute am Langzeitreisen ist, daß man genügend Zeit – und Flexibilität – für Routenänderungen hat. Zwei davon hatten wir bereits in unsere Planung einfließen lassen; aber für eine dritte hatten wir uns dann in Polen entschieden. Ursprünglich wollten wir – wie im Länderfazit erwähnt – mindestens 3 Wochen in Polen verbringen, aber die hereinbrechende Kälte und daß alles doch recht trist aussieht, hat uns dazu verleitet, schneller Richtung Süden zu fahren. Der viel größere Einflußfaktor für die Routen“korrektur“ ist jedoch ein anderer, denn wir müssen nicht mehr zwingend bis Sylvester zu Hause in der Heimat sein, um pünktlich am 02. Januar 2023 unsere Arbeit nach dem Sabbat-Jahr wieder aufzunehmen. 😉

In diesem Jahr wollten wir prüfen, ob wir zusammen und mit Patsha auch dauerhaft auf Reisen gehen können. Wir wollten dies nicht über’s Knie brechen und für uns will dies gut überlegt sein. Wir wohnen zwar seit Anfang diesen Jahres schon in unserem Reisemobil, da wir unser Drachennest verkauft hatten, aber den Beruf an den Nagel zu hängen, ist schon eine andere Hausnummer. Wir haben viel diskutiert, lange hin- und herüberlegt, denn unsere beiden Positionen, die wir bei Continental und Vitesco bekleidet hatten, haben uns ausgefüllt und Spaß gemacht. Wir sind dankbar für das Vertrauen, daß unsere Arbeitgeber in uns gesteckt hatten, und so etwas gibt man nicht leicht auf. Vor allem das Miteinander im Team und mit den Kollegen wird uns fehlen. Jedoch zeitlich unbegrenzt auf Reisen zu sein, sozusagen Nomaden mit fast täglich neuem Ausblick aus unserer „Wohnungstür“, dazu so viel Neues erleben zu dürfen, ist schon ein Geschenk. Und man lebt nur einmal!

Insofern haben wir uns jetzt – in Polen – dafür entschieden, über den Balkan bis nach Griechenland zu fahren, um dort zu „überwintern“. Weitere Optionen wären Großbritannien – zu regnerisch im Winter -, Marokko – zu weite Anreise von Polen aus – oder Tunesien – für uns zu komplizierte Einreisevoraussetzungen – gewesen. Für Griechenland werden wir jetzt bis zum Frühjahr Zeit haben, denn erst im zweiten Quartal nächsten Jahres soll es in die weitere Ferne gehen: Mit dem Containerschiff rüber nach Kanada, Halifax. Den Norden Amerikas kennen wir bereits von früheren Urlauben und wissen: Das wird für uns und Patsha genau das Richtige sein! Wir würden uns freuen, wenn Ihr uns dabei (virtuell) begleitet!

Aber zurück zu unserer jetzigen Tour. Aus Polen sind wir über die Hohe Tatra in die Slowakei eingereist. Die Strecke war wirklich traumhaft: Leichter Schnee überzog die Wälder und Berge, aber die Straßen waren gut geräumt. Da wir immer noch unser Standheizungsproblem hatten, wollten wir nicht oben in den Bergen übernachten, sondern sind wieder ins Tal hinuntergefahren. Der Übernachtungsplatz an einem kleinen See war zwar in der Nähe einer Stadt, dafür aber ab 23 Uhr wirklich ruhig. Die Slowakei haben wir am nächsten Tag zügig auf Autobahnen und Schnellstraßen durchquert, aber die hügelige Landschaft sah so einladend aus, daß wir unserem Reiseführer gerne Glauben schenken, daß dieses Land ein Wanderparadies ist. Wir hatten uns eine e-Vignette besorgt – so auch für Ungarn – und sind am nächsten Tag tatsächlich bis südöstlich von Budapest gekommen. Neuer Tages-Streckenrekord für uns mit 412 km. Ok., mit dem PKW haben wir in der Vergangenheit auch viel längere Strecken zurückgelegt, aber in einem lauten, alten LKW zu sitzen, mit einer noch gut fahrbaren Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h, läßt einen nicht wirklich schnell voran kommen. Im Übrigen kennen wir Ungarn schon etwas aufgrund eines früheren Urlaubes. So haben wir dann nach den relativ flachen, und mit Äckern umsäumten Autobahnen, einen Übernachtungsplatz im Wald gesucht. Dieser war wirklich schön und so ruhig, daß wir am nächsten Tag bei warmem Sonnenschein beschlossen hatten, hier noch eine Nacht zu bleiben. Den Tag hatten wir dann als Wäschetag genutzt und diese bei den wenigen Sonnenstunden auch fast trocken bekommen. Der Rest war dann bis spät abends im Wohnkoffer trocken, um es wegzuräumen.

Ursprünglich wollten wir in Ungarn volltanken, denn laut Internetrecherche ist es hier – als auch in Nord-Mazedonien – am günstigsten. Tja, die Schilder an wirklich allen (!) Tankstellen sahen auch super verlockend aus: 480 HUF (= 1.15 €), egal, welche Spritsorte, egal, an welcher Tankstelle. Nur: Dieser Preis gilt ausschließlich für Autos mit ungarischem Kennzeichen! Und für ausländische Autos kann man hierauf 60 % draufschlagen, so daß sich der Mittelwert zwar mit den Werten im Internet deckte, aber nicht mit dem, den wir zu bezahlen haben. Blöd nur: Die echten Spritpreise finden sich nur noch an den Zapfsäulen, d.h.: Jedes Mal Hinfahren und Schauen. Wir haben durch Zufall ein Plakat gesehen, was auf eine relativ günstige Supermarkt-Tankstelle hinwies und hier haben wir dann auch zumindest einen Tank gefüllt, um durch Serbien bis nach Mazedonien zu kommen. Stolze 8x mußten wir tanken, denn die Abgabemenge war auf 25 l begrenzt. Gut, daß die freundliche Tankstellenmitarbeiterin dies mitgemacht hatte! Nachdem ich Boris jedes Mal das „Go“ für den nächsten „Tankzyklus“ gegeben hatte, konnte ich mich dann (als Person) in die Autoschlange am Kassenhäuschen einreihen, um zu bezahlen. Alles hat geklappt; keiner hat gehupt oder sich beschwert. Dennoch ärgerlich, da so das Tanken plötzlich für uns teurer war als in Polen!

Von Ungarn nach Serbien reist man aus der EU aus, d.h. hier gibt es wieder Grenzkontrollen. Für uns erst zum zweiten Mal seit Start unserer Reise, daß wir kontrolliert werden. Zunächst hatten wir uns in die ca. 3 km lange LKW Schlange eingereiht – denn ein PKW sind wir nicht. Als dann aber ein Bus vorbeifuhr, sind wir hinterher, sonst hätten wir hier bestimmt einen halben Tag, wenn nicht gar länger, verbracht. Auf der Busspur mußten wir dann zunächst jemanden suchen, der unsere Pässe kontrolliert, aber insgesamt ging der Grenzübertritt mit ca. 15 min doch recht schnell. Und nach der Grenze haben wir dann auch das gesehen, was wir bislang nur aus dem Fernsehen kannten: Ein kleines, vermülltes Zeltlager von Flüchtlingen, die hier an der Grenze zur EU „gestrandet“ sind. Das macht einen schon wirklich nachdenklich – in jeglicher Hinsicht!

Harter Cut: Am gleichen Tag sind wir noch durch topfebene Landschaft bis nach Novi Sad gefahren, nachdem wir nur einen kurzen Stopp an einer Tankstelle eingelegt hatten, um eine lokale SIM-Karte (Yettel, 15 GB gültig für 15 Tage, ca. 5 €) zu kaufen. Einzige Abwechslung an dieser Strecke: Alle paar hundert Meter sitzt ein anderer, schöner Bussard auf dem Pfosten der Zäune, die neben der Autobahn verlaufen. In Novi Sad haben wir uns dann entschlossen, Patsha auf einer Farm im Norden sicher abzustellen und sind mit einem, von dem Farm-Besitzer organisierten Taxi eine halbe Stunde in die Stadt reingefahren. Wir hatten zwar keine lokale Währung, aber die Bezahlung in Euro war kein Problem. Übrigens kommt man in Serbien auch gut mit englisch weiter. Novi Sad kenne ich bereits aus einigen Business-Trips zu meinem früheren, dortigen Team und ich habe mich immer sehr gefreut, dorthin zu reisen. Novi Sad ist jung, dynamisch, hat einfach Flair! So sind wir diesmal privat, zu zweit, durch die Festung und die Innenstadt geschlendert und haben superlecker und günstig im Restaurant Petrus zu Abend gegessen. Zurück ging es dann wieder mit einem Taxi, welches wir auf der Hinfahrt vereinbart hatten.

Tja, unsere defekte Standheizung! Da war doch noch was! Der Eberspächer Service Partner kurz vor Belgrad lag auf dem Weg, so daß wir am nächsten Tag – einem Sonntag – einen Schlenker durch den hügeligen und leicht nebligen Fruska Gora NP gemacht haben, um dann in jenem Industriegebiet zu übernachten. Gut, daß wir schon an jenem Nachmittag dorthin gefahren sind, denn die uns mitgeteilte Adresse hatte uns zu einer kleinen Straße in einem Wohngebiet, 10 km von der tatsächlichen Niederlassung geführt. Mmh… Geschlafen haben wir erstaunlich ruhig, auch wenn ab 5 Uhr am nächsten Tag der hiesige Verkehr losging. Und das Tor ging dann auch tatsächlich schon um 6.30 Uhr auf, so daß wir uns dann gleich mal „platziert“ haben. Letztendlich ging die Geschichte so aus: Die dortigen Diagnosetools (HW und SW) sind nicht auf dem aktuellen Stand, um unsere Standheizung auslesen zu können; man hätte – falls nötig – auch gar keine Ersatzteile und generell werden eher andere – ältere – Modelle in Serbien verbaut. Einerseits nachvollziehbar für uns, andererseits enttäuschend, denn Eberspächer Deutschland hatte uns hierher geschickt. So ziehen wir frustriert, ohne Lösung vondannen, in Richtung Belgrad. Ursprünglich wollten wir uns die Stadt anschauen, aber: Zunächst hat uns ein 3.5 t Verbotsschild auf der Autobahn (!) irritiert, und dann sind wir an dieser dunklen Häuserschlucht vorbei gefahren… Wir haben uns angeschaut, den Wegpunkt in der Innenstadt aus unserem Navi entfernt und sind weitergefahren. Mag sein, ungerechtfertigt, aber irgendwie war uns an diesem Tag dann nicht mehr danach. So ist es dann ein Schlenker weg von der Autobahn, zum netten Kloster Manasija geworden, wo wir zwar verfrüht, aber ruhig, stehen konnten.

Bereits südlich von Novi Sad fingen die ersten Hügel an und durch den Schlenker in Richtung Kloster haben wir doch etwas mehr von dem wirklichen Serbien, als nur von der Autobahn aus, gesehen. Bis nach Mazedonien wurden die Hügel immer größer und die Landschaft interessanter. Wie schön mag es hier im Frühling aussehen, wenn alles zu blühen anfängt! Und in Mazedonien erst!!! Mit einem wirklich schnellen Grenzübertritt durch nette Beamte, die einen sogar auf deutsch ansprechen – Info: man wollte hier zum ersten Mal auch die grüne Versicherungskarte für unser Fzg. sehen -, Leuten nach der Grenze, die uns zuwinken, wärmender Sonne, die uns mal wieder eine Batterie-Vollladung beschert, und einer, wenn auch rumpeligen Autobahn, die als eine Art Pass-Straße mitten durch das (kleine) Gebirge verläuft, hat uns das kleine Land „gefangen“. Ruhig übernachtet hatten wir an einer archäologischen Stätte in der Nähe der (kostenpflichtigen) Autobahn, da wir bereits am nächsten Tag in Griechenland sein wollten. Und hier waren wir nach superlanger Zeit mal wieder „offline“, denn Roaming ist hier teuer und die SIM-Karte aus Serbien funktionierte hier nicht mehr. Schon irgendwie komisch, von jeglichem Info-Fluß abgekoppelt zu sein…

Dafür gut ausgeschlafen war der erste Stopp am nächsten Tag dann an einer (mazedonischen) Tankstelle: Umgerechnet 1.38 €/l Diesel lassen doch das Herz höher hüpfen – und schonen den Geldbeutel! Volltanken war da natürlich angesagt, denn Griechenland soll deutlich teurer sein. Der nächste Stopp kam dann an der Grenze bzw. besser gesagt: In 5 min. beide Grenzen passiert, mit nochmal zum Abschluß gut gelaunten, mazedonischen Grenzbeamten.

Und jetzt hier in Griechenland, in dem Land, wo wir überwintern möchten und „Milch und Honig fließt“: Mürrische Grenzbeamte haben uns empfangen; es regnet Bindfäden; wir haben gleich über eine Stunde im Stau rund um Thessaloniki gestanden; an Tankstellen keine lokale SIM Karte bekommen; und auf beide Handys kam mit lautem Sound eine Unwetterwarnung (Starker Sturm mit Gewitter und heftigem Regen) des lokalen Wetterdienstes. Hellas!  😉

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