Länderfazit Polen

von root

Nach nur 12 Tagen verlassen wir Polen mit sehr gemischten Gefühlen. Ursprünglich wollten wir uns mehr ansehen und mindestens doppelt so lange bleiben, aber insbesondere der hereinbrechende Winter und diverse technische Ausfälle an unserem Basisfahrzeug haben dazu geführt, daß wir viel Geld für die Maut auf der Autobahn ausgegeben haben, um weiter Richtung Süden – ins (vermeintlich) Wärmere – zu kommen. Aber auch andere Dinge waren leider nicht nur „rosig“: So hatten wir zwar auch einsame Übernachtungsplätze, dafür waren andere, wirklich idyllische, auf einmal in der Nacht von PKWs mit angetrunkenen Party-People hoch frequentiert, so daß man ständig auf „halb acht“ war. Oder: Wirklich netten und freundlichen Begegnungen mit Polen stehen leider – hauptsächlich – „Dialogen“ mit Parkwächtern in Krakau gegenüber, die uns unfreundlich und mit „cash, cash“ begegnet sind, oder uns gar nicht auf ihrem Platz haben wollten. Trotz weniger störender LKW-Verbotsschilder war die Größe unseres Zuhauses abermals ein Hindernis, insbesondere, wenn man sich Städte anschauen möchte. Unsere Befürchtung, daß ein LKW für Europa eine Nummer zu groß ist, bestätigt sich immer mehr.

Unsere Routenübersicht findet Ihr wie gewohnt HIER.

Starten wir unser Länderfazit mit den weniger subjektiven Faktoren:

  • Wetter: Der Winter hat uns hier wirklich eingeholt und wir wurden das erste Mal – wenn auch nur wenige Zentimeter – eingeschneit. Da wir in der zweiten Hälfte unserer Polen-Tour auch Minusgrade hatten, haben wir hier erstmals unser Auto „winterfest“ gemacht, d.h. neben Frostschutzmittel haben wir auf die „externe Ausleitung“ von „Flüssigkeiten“ aus unserem Wohnkoffer in unsere (Abwasser-)Tanks verzichtet. Rückblickend haben wir den blauen Himmel fast nicht gesehen und es war eher gräulich. Bestimmt nichts Ungewöhnliches für diese Jahreszeit, aber es fällt doch eher auf, wenn man reist, als im Büro sitzt.
  • Stellplätze: Eine Mischung aus schönen, ruhigen Plätzen (z.B. an dem Kloster Wigry, einem der Seen in den Masuren oder im Wald bei Marienburg) auf der einen Seite, und (lauten) Übernachtungen an der Autobahn oder an einer Werkstatt auf der anderen Seite. Wobei wir bei unserem zweiten Autobahn-Übernachtungsplatz positiv überrascht waren, denn dieser stellte im hinteren Bereich separate Parkplätze für Wohnanhänger bereit, so daß es dort dann – relativ gesehen – ruhig und grün war. Generell empfiehlt es sich, in Polen Kleingeld / Münzen in lokaler Währung dabei zu haben, denn die Parkuhren können in der Regel weder mit Scheinen, noch mit Karte bezahlt werden.

Das Drama in Krakau möchten wir Euch jedoch nicht vorenthalten: Informativ vorbereitet wollten wir auf einen Campground – da bewacht – südlich von Krakau. Als wir ankamen, wurden wir mit unfreundlich empfundenen, polnischen Worten empfangen und der Preis war auch auf einmal viel höher, als von anderen kurz zuvor berichtet. Man verwies auf die Größe unseres Reisegefährts. Deswegen sind wir wieder gefahren und haben einen bewachten Stellplatz westlich der Stadt ansteuern wollen, der jedoch geschlossen war. Auch Platz Nr. 3 war geschlossen; auf Platz Nr. 4 wollte man uns nicht haben („car too big!“), und Platz Nr. 5 war – neben überteuert – auch nicht wirklich bewacht. Hier fielen dann die Worte „no card, only cash, cash!“. Wir sind dann entnervt 5 km außerhalb der Stadt westlich auf einen Campground gefahren, der dann nochmal teurer war (ca. 31 €) und abgesehen von den Duschen keinerlei weiteren Service bot. Normalerweise hätten wir dies nicht gemacht, aber wir wollten uns Krakau wirklich anschauen. Die ganze „Stellplatz-Suche-Tour“ hat über 2 Stunden Zeit – und Energie – gekostet. Gut, daß wir wenigstens Julie und Micka abends in Krakau getroffen hatten; so hatten wir wenigstens etwas Spaß an diesem Tag.

  • Wasser: Nachdem die erste (Circle K) Tankstelle Geld haben wollte, sind wir gegenüber zu der Lotos gefahren. Die Tankstellenmitarbeiterin war super freundlich; wir haben hier kostenlos Wasser Füllen können und die Mitarbeiterin hat sich nochmal erkundigt, ob alles ok. ist. So geht Service!
  • Strom: Unser B2B kam hier öfters zum Einsatz, damit unsere Batterien auf einem guten Stand sind, denn falls wir mal – wg. technischer Fzg.-Probleme – länger stehen müßten, möchten wir ungern am unteren Ladestatus herumkrebsen. Über die Sonne kommt jahreszeitlich bedingt fast gar nichts mehr rein.
  • Müllentsorgung: Es gab unregelmäßig Mülltonnen an unseren Stellplätzen, insofern ok. für uns. Das erste Mal seit langem beobachten wir auch wieder, daß Müll an Rastplätzen oder Straßenrändern liegt.
  • Lebensmittel: Unser Standardbesuch war wieder beim Lidl, und nachdem der erste Besuch in einem der bislang chaotischsten Supermärkte war, war der zweite dann der „tiefenentspannteste“ (kaum Kundschaft). Da wir öfters Essen gegangen sind, fielen die Lebensmittelrechnungen diesmal geringer aus.
  • Dieselpreis: Bei allen drei Tankungen haben wir im Schnitt immer 1.65 €/l Diesel bezahlt. Ab und zu haben wir auch etwas günstigere Tankstellen gesehen, die meisten waren jedoch teurer.
  • Daten/Internet: Aufgrund eines „Kommunikationsproblemes“ hatten wir zunächst eine falsche Karte gekauft (von Orange), denn die beinhalteten 200 GB wären nicht für einen einzelnen Monat gewesen, sondern auf ein Jahr gesehen monatlich portioniert (immer nur ca. 20 GB pro Monat). Da jedoch eine Bonusaktion dabei war, konnten wir (umsonst) 100 GB für einen Monat aufladen. Insofern bislang top: Für 1 € = 120 GB für einen Monat bekommen. Was will man mehr! Die Karten müssen mit dem eigenen Personalausweis in Polen registriert werden, was erst beim zweiten Anlauf (in der gleichen Tankstelle) geklappt hat. Dennoch sehr nett, daß dies für uns gemacht wurde. Bei unseren Handys nutzen wir hier weiterhin unsere vorhandenen SIM-Karten (1x Telekom aus Deutschland, 1x Lidl-connect aus Deutschland), wobei wir den Vertrag für die Lidl-Karte wg. der „Datenflat“ unseres Routers reduziert hatten; Empfangsqualität in Polen war gut.

Und die subjektiven Eindrücke:

  • Straßen: Insgesamt waren die Straßen von guter Qualität, insbesondere die Autobahnen. Die Alleen mit sehr alten und wunderschönen Bäumen waren jedoch für uns recht eng und man mußte hier – mit unserer Größe – eher mittig fahren, um nicht an einem Ast oder gar Baum hängen zu bleiben. Manchmal wiesen sogar Schilder auf diese mögliche Kollisionsgefahr hin. Schwierig war zu Beginn unserer Polenreise der massive LKW-Verkehr, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Wir fühlten uns teilweise „regelrecht abgeschossen“, denn die Überholmanöver und das direkte Einscheren vor uns war unserer Meinung nach oft sehr kritisch. Wir können nur mutmaßen, daß die LKW Fahrer unter enormen, zeitlichen Druck stehen. Auf polnischen Autobahnen und Schnellstraßen wird für Fahrzeuge > 3.5 t Maut verlangt. Wir haben uns die eToll-PL-App besorgt und ein zugehöriges Internet-Benutzer-Konto angelegt. Wie viele andere auch, hatten wir diverse Installationsprobleme (= erst beim 3.ten Anlauf funktionierte das Benutzerkonto) und die richtige Aktivierung inkl. Pflicht zur Bezahlung einer Mindestaufladung hat doch einige Schleifen gebraucht. Professionell bzw. intuitiv ist für uns etwas anderes, zumal es keine wirkliche Anleitung dafür gibt. Aber wenigstens hat der Betrieb der App geklappt – es wurde zumindest etwas abgebucht. Jetzt versuchen wir, die zu viel geleistete Vorauszahlung wieder erstattet zu bekommen. Mal sehen, ob dies gelingt.

Update (02.01.24): Tatsächlich, nach einem Jahr hat sich jene polnische Behörde auf unsere Tickets gemeldet. Es hat dann nochmal mehrere Email-Ping-Pong’s gedauert, aber letztendlich haben wir die zu viel bezahlte Maut zurückerstattet bekommen. Das entsprechende Formular zur Beantragung ist HIER verlinkt. 

  • Leute: Wie eingangs erwähnt, hatten wir viele freundliche und hilfsbereite Begegnungen, jedoch auch das Gegenteil. Vielleicht haben wir letztere Personen auch nur auf dem falschen Fuß erwischt… Mit englisch kommt man – abgesehen von unserem Werkstattbesuch – jedoch nicht weit, und bis man immer die Übersetzer-App bemüht hat… Patsha findet hier wieder deutlich mehr Beachtung als im Baltikum; meistens – aber nicht immer – positiv. Gesehen haben wir kaum weitere Reisemobile – kann man an einer Hand abzählen -, was uns sehr verwundert hat.
  • Flora & Fauna: Der Tierwelt war es wahrscheinlich schon zu kalt, so daß wir – bis auf ein paar Vögel, Rehe und einen Fuchs – keine gesehen hatten. Ok., den Elch ohne Kopf auf der Ladefläche eines PKW-Anhängers zählen wir mal nicht mit dazu. ☹ Und aufgrund der Jahreszeit, in der wir unterwegs waren, war natürlich leider nichts am Blühen und die dünne Schneeschicht hat eher noch schönes Ambiente gegeben, als der triste, graue Anblick zuvor.
  • Landestypische Küche: Wir sind sowohl in Danzig als auch in Krakau in polnisch typische Restaurants eingekehrt und haben lecker gegessen (s. Fotos unten). Ach ja, auch wenn man mit Karte bezahlen kann, ist dies für das Trinkgeld teilweise nicht möglich. Also, genügend Bargeld / Münzen dabei haben!
  • Land: Die Städte wie Danzig und Krakau, aber auch Sopot und Marienburg fanden wir total schön und einen Besuch lohnenswert. Dagegen hat uns Zakopane überhaupt nicht zugesagt, da es irgendwie, trotz vieler polnischer Touristen, keinerlei Flair hatte und das Ortsbild eher von Baustellen, matschigen Straßen und Plätzen geprägt war. Zwischen den Attraktionen haben wir viel Strecke gemacht und links und rechts der Straße eher viel Ebene, denn Berge, gesehen. Aufgrund des Wetters haben wir die direkte Gegend um die Weichsel (leider) auslassen müssen. Eventuell mag es im Osten des Landes hügeliger sein, oder die Nationalparks zu einer anderen Jahreszeit mehr Abwechslung bieten, aber landschaftlich haben wir jetzt im November nicht wirklich Interessantes gesehen. Auch die Gegend der Masuren kann leider – wenn man aus Finnland kommt – mit anderen Seenplatten nicht mithalten. Insofern werden wir Polen eher aufgrund der schönen Städte in Erinnerung behalten.
So sieht ein Motorstart bei -4 ° C aus, wenn die Standheizung defekt ist. Es tut uns in der Seele weh!
Impressionen unseres Roadtrips durch Polen (Musik von: https://www.musicfox.com/)

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