Fragen über Fragen

von root

Noch nie wurden wir so viel angesprochen, wie hier in Kanada. Gleich am ersten Tag, als wir Patsha vom Hafen abgeholt hatten – und es war da schon mittags -, wurden wir bis abends von 7 Leuten auf unser Fahrzeug und unsere Reise angesprochen. Allesamt interessiert, freundlich, und für uns angenehm: Kein langes Gespräch, sondern kurz und knapp. Wir sind in Europa schon durch Länder gefahren, da wirkten wir wie unsichtbar, was auch angenehm war. Kanada nimmt aktuell aber schon den Spitzenreiterplatz ein, was den Kontakt mit der hiesigen Bevölkerung anbelangt, und die scheut sich nicht, sogar am Auto anzuklopfen. Wenn wir resümieren, ähneln sich jedoch die meisten Fragen, egal, ob man hier oder in Europa angesprochen wurde.

Top 1 ist die Frage: Woher kommt Ihr? Gemeint ist hier das Land, ggf. auch die Stadt, aus der man stammt. Manche meinen auch, das D in dem EU-Logo unseres Nummernschildes steht für Dänemark. Witzig ist, daß manche sogar Regensburg kennen, auch wenn wir inzwischen der Einfachheit halber dazu übergegangen sind, zu erklären, daß wir 100 km von München entfernt herkommen.

Wir erinnern uns noch an eine Begegnung in Portugal, bei der wir ein Schweizer Ehepaar getroffen hatten, daß die Antwort auf jene Frage, woher man kommt, gleich in 10 Sprachen auf ihr Reisemobil geklebt hatte. Vielleicht effektiv, aber man hebelt doch schon gleich den Einstieg in ein Gespräch mit den Locals aus. Und es wäre doch schade, einen möglicherweise netten Dialog mit einem interessanten Menschen von vorne herein zu unterbinden.

Eine lustige Situation hatten wir jedoch neulich, als ein Mann unser Fahrzeug fotografieren wollte und Boris aus dem Wohnkoffer heraus kurz in dieser Situation das Fenster öffnete mit dem Spruch: Hi, da muß ich mich ja noch kurz stylen. 😊 Da kam die ehrliche, prompte Antwort: Nicht nötig, ich wollte eh‘ nur das Fahrzeug fotografieren.  😊 Generell wird auch eher unser Fahrzeug fotografiert, als daß wir angesprochen werden. Wahrscheinlich ist Patsha bereits in vielen Familienfotoalben zuhause verewigt. 😊

Gleich nach der Top 1 Frage kommt dann schon: Wohin werdet Ihr fahren? Bzw. auch: Wie lange bleibt Ihr hier? Unsere frühere Antwort bei unserer EU-Reise hatte nie einen langen Zeitraum in Aussicht gestellt; wollten wir doch „nur“ ca. 1 Jahr unterwegs sein. Wenn wir jedoch jetzt hier erzählen, daß wir von Nord- nach Südamerika wollen, und dies in den nächsten 3-5 Jahren, da werden die Augen der Meisten schon groß.

An 3.ter Stelle kommt häufig die Frage: Habt Ihr das Auto selber aufgebaut? Gefolgt entweder von der Frage, welche Marke das Fahrzeug hat bzw. ob das Grundfahrzeug früher mal ein Militärfahrzeug war.

An dieser Stelle geht das Gespräch mit dem- oder derjenigen entweder in die Richtung „Fahrzeug“, oder: „unsere Reise“ weiter. Zum Fahrzeug kommen dann Fragen wie:

  • Tankt das Fahrzeug Diesel?
  • Wieviel Liter Sprit verbraucht es?
  • Wieviel wiegt Euer Fahrzeug?

Oder die Aussage – selbst hier auf Neufundland, wo die RVs oft größer sind als wir: Boah, habt Ihr ein großes Auto! Und: Damit kommt Ihr bestimmt überall hin!!!

Zum Aspekt „unserer Reise“ werden dann eher länderspezifische Fragen gestellt wie, ob wir die eine oder andere Attraktion bereits gesehen hätten. Und jetzt in Neufundland kommt eher auch die Frage: Habt Ihr wirklich hierher verschifft? Wie lange dauert so etwas?

Fast gar nicht kommen Fragen wie:

  • Was arbeitet Ihr? Oder: Wie finanziert Ihr Eure Reise? Tatsächlich ist mittlerweile das Mobile Working sehr weit verbreitet und wir haben einige getroffen, die im SW-Bereich von unterwegs tätig sind. Voraussetzung ist natürlich hier auch immer eine gute, stabile Internetverbindung. Die meisten scheinen aber davon auszugehen, daß wir „in Rente sind“. 😉
  • Und interessanterweise kommt auch selten die Frage: Wie teuer ist Euer Fahrzeug? Hier hätten wir erwartet, daß wir diese häufiger gestellt bekommen, denn eine passende Antwort, welchen Wert Patsha für uns hat, haben wir natürlich parat. 😉
  • Bis auf ein einziges Mal in Deutschland vor einem Jahr wurden wir auch nie gefragt, ob jemand mal in unser Zuhause reinschauen darf.

Generell unterscheiden sich die Gespräche natürlich, ob man mit der hiesigen Bevölkerung spricht oder mit anderen Reisenden. Während der Einstieg in ein solches meistens gleich ist, fachsimpelt man mit anderen Reisenden dann schnell über das eigene Fahrzeug bzw. tauscht Reisetipps aus. Letztere hatten wir tatsächlich bislang eher wenig von den Einheimischen selber erhalten, egal, in welchem Land wir bislang waren. Aber wenn, dann sind wir immer darauf eingegangen und wurden nie enttäuscht.

Bislang kam nie die Frage nach unserem Alter, nach unserem bisherigen Beruf – ok., dies taucht eh‘ schon tiefer ab als ein kurzer Smalltalk an der Oberfläche -, oder ob wir Kinder haben. Und die Frage, ob dies ein Unimog sei oder wieviel Leistung Patsha hat, kam auch bislang nie.

Die beste Zusammenfassung, was unser Reisemobil für viele wohl ist, hatten wir mal früh morgens von vorbeigehenden Passanten gehört: „Bizarr!“ 😊 Und damit können wir gut leben! 😉

 

So schnell kommt die Flut… (Aufnahme von unserem Stellplatz in Come-by-Chance.)

Vogelfelsen in der St. Mary’s Eco-Reserve

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