Die Einfachheit des Lebens

von root

Eigentlich ist es mit 14 Uhr noch viel zu früh, einen Übernachtungsplatz anzusteuern. Und eigentlich wollten wir heute noch ein paar mehr Kilometer als die 30 km zurücklegen. Aber, wie lautete noch der Spruch auf einem Expedi, welches wir vor Jahren auf der Allradmesse gesehen hatten: ´nen Scheiß muß ich!

Wir halten gerade auf einer kleinen Brücke, um den darunter fließenden Fluß zu fotografieren. Um uns herum herbstlich leuchtende Bäume bestehend aus Pinien und Birken; endlos weite Wälder. Aus dem Augenwinkel hatten wir kurz zuvor eine kleine Blockhütte gesehen, mit einem kleinen Platz davor. In Park4Night ist dieser als Picknickplatz östlich des Patvinsuon NP an der ‚522‘ ausgewiesen. Wir schauen uns beide in der Fahrerkabine an und denken dasselbe. Boris legt den Rückwärtsgang ein und fährt langsam die paar Meter auf dieser Dirt Road zurück. Ein Auto ist weder hinter uns, noch sind wir zuvor einem begegnet. Wir fahren auf den Schotterplatz, ich springe aus dem Auto heraus und weise Boris rückwärts in eine kleine Lücke zwischen Bäumen ein. Wie durch Zufall stehen wir mit unserem Wohnkoffer ausgeglichen und auch gut verräumt, und selbst wenn die Piste nur wenige Meter von uns entfernt ist, so ist – und wird sie auch – superruhig bleiben.

Die kleine, dunkelbraune Blockhütte entpuppt sich als eine Art Unterstand, in dem man vor einer großen Feuerstelle mit Grillrost sitzen kann. Selbst eine isolierende Matte liegt darin, damit man nicht auf dem kalten Holz sitzen muss. Von der Hütte führt ein kleiner, ca. 20 m langer Pfad hinunter zum rauschenden Fluß, den wir zuvor noch fotografiert hatten. Hinter der Hütte ist eine weitere, in dem trockenes Feuerholz kostenlos zur Verfügung steht, und eine Axt zum Zerkleinern. Selbst ein Plumpsklo ist in der Nähe, aber wir bevorzugen da doch unser eigenes Bad. Der Picknickplatz ist aufgeräumt und ein Schild der Gemeinde, welches wir mit unserer App einscannen und übersetzen, weist freundlich darauf hin, alles in dem Zustand, den man vorfindet, wieder zu verlassen. Es ist so schön ruhig und friedlich hier; Kohlmeisen schauen neugierig vorbei und auch ein Eichelhäher läßt sich blicken. Der Platz ist perfekt!

Der Plan ist schnell gemacht, den Grillrost zu nutzen, um unsere Bratwürstchen zu grillen. Aber auch so ist es zu kalt, sich ohne Feuer einfach hinzusetzen, denn bei knapp 6 Grad wird einem doch schnell fröstelich, wenn man sich nicht bewegt. Boris macht sich zugleich daran, Feuerholz zu hacken und mit den bereit liegenden Streichhölzern und einem Holzspan anzuzünden. Ich packe derweil alles für das Barbeque in eine Tasche und nebst Bratwürstchen werden Ofen-, oder doch besser: Grillkartoffeln, in Alufolie gewickelt. Das Feuer flackert lodernd und warm vor sich hin, und wir machen zunächst die obligatorischen Stellplatzfotos und laufen etwas in der Gegend herum, um uns zu orientieren. Ohne die Fotos wüßten wir ein paar Tage später schon gar nicht mehr, wo wir zuvor waren und wie es so aussah; so oft wechselt die zumeist schöne Aussicht aus unseren Fenstern.

Es braucht nicht viel, um Ruhe zu finden und genießen zu können! Wir lieben dieses einfache Leben und das wärmende Feuer, welches zudem Ambiente schafft. Schon die Jahre zuvor, wenn wir mit PKW und Zelt unterwegs waren, waren dies die Momente, an die wir uns gerne im Urlaub zurückerinnern. Natürlich sind wir diesmal mit besserem Equipment unterwegs, und neben der „Einfachheit des Lebens“ steht Patsha mit all‘ seinem Komfort direkt daneben; und wir möchten dies wahrlich nicht missen. Aber ohne unser rollendes Zuhause würden wir nicht an jene Orte kommen können, die wir jetzt so genießen, vor allem, die wir zu dieser kalten Jahreszeit genießen dürfen.

Der Abend wird lang, auch wenn es bereits um 19 Uhr stockdunkel ist. Wir genießen die Stille und lauschen dem Rauschen des Wassers. Langsam erhebt sich der Mond wie eine große Laterne hinter den Bäumen hervor, und wir haben Vollmond. Da um uns herum kilometerweit nur Wälder sind, gibt es kein Streulicht, nur die Helligkeit des Mondes. Und trotzdem kann man die zahllosen Sterne daneben sehen. Es hat langsam aufgeklart, nur ab und zu schiebt sich eine Wolke vor den runden, leuchtenden Mond, der sich im Fluß spiegelt. Das Feuer lodert und knistert vor sich hin. Es ist einfach unbeschreiblich schön hier! Und tatsächlich kommt kaum ein Auto auf der Erdpiste vorbei, so daß unsere Entscheidung, hier zu bleiben, die Richtige war. Ein schöner Abend, eine schöne, ruhige Nacht! Wir sind glücklich!

 

Man muß immer auf der Hut sein, denn plötzlich können einem Rentiere begegnen.

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