Gestrandet an den Pyramiden von Teotihuacan

von root

Als wir ankommen, ist der Rasen-Stellplatz bei Teotihuacan, am Restaurant Mi Mexico Lindo, mit anderen Campern zwar recht voll, dafür – oder vielleicht gerade deswegen – liegt er günstig in der Nähe der archäologischen Stätte; vor allem: Über einem fliegen direkt die vielen, bunten Heißluftballons, die bei Sonnenaufgang jeden Morgen mit Blick auf die Pyramiden emporsteigen. Ein tolles Spektakel! Von hier fahren wir nach 3 Nächten in Richtung Süden weiter, denn wir wollen an jenem Tag bis auf 3750 m – dem Visitor Center des Parque Nacional Iztaccíhuatl – Popocatépetl – kommen. Doch plötzlich, nach 22 km, ein lauter Knall und ein Geräusch, als ob wir am linken Vorderreifen stark Luft verlieren. Ich schaue sofort auf’s Tiremoni, aber die Druckanzeige aller Reifen zeigt alles ok. an. Boris – als Fahrer – bemerkt, daß er plötzlich nicht mehr richtig kuppeln kann: Die Kupplungsunterstützung ist ausgefallen. Auch der Knopf am Fahrerboden für die Motorbremse zeigt keinerlei Wirkung. Wir ahnen Schlimmes!

Wir fahren sofort rechts ran, auf den staubigen Seitenstreifen der Hauptstraße vor dem Ort Texcoco. Der Kompressor arbeitet lautstark gegen den Luftdruckverlust an, der von 8 bar immer wieder direkt auf 6 bar fällt, dann wieder kompensiert wird, um erneut abzufallen. Wir fahren noch ein wenig weiter weg von der Hauptstraße, um sicherer zu stehen, denn die Autos und LKWs düsen mit hoher Geschwindigkeit direkt an einem vorbei. Dass wir dabei am Straßenstrich von Texcoco anhalten, nehmen wir zu diesem Zeitpunkt nicht wahr. Wir steigen aus und wissen sofort, was und wo unser Problem ist: Unser Motorbremsventil vor dem Radkasten des linken Vorderreifens. Hier hatten wir wenige Tage zuvor das Luftleck bei unserem vorherigen Werkstattaufenthalt in San Miguel de Allende identifiziert. Jenes Luftleck, mit dem wir bereits schon seit einiger Zeit – nämlich seit vielen Wochen! – unterwegs waren. Insofern hatten wir eine Weiterfahrt nicht als kritisch angesehen. Aber jetzt hat das Ventil nur wenige Tage später aufgegeben! Was für ein blöder Zufall, denn der Ersatz ist bereits bestellt!

Wir haben nur schlechten Funkempfang, als wir bei Matthias von Euro-Latino-Racing-Services – jener Werkstatt in San Miguel de Allende – anrufen, um unsere Optionen auszuloten. So müssen wir noch Starlink aufbauen, damit die Kommunikation klappt. Matthias beruhigt uns und ihm ist wichtig, daß wir erstmal sicher stehen. Er findet im Internet einen Diesel-Teile-Shop, zu dem wir laufen können. Den Motor wollen wir nicht ausmachen, haben wir doch Sorge, daß wir den zwar wieder gestartet, aber die notwendige Druckluft nicht für eine Weiterfahrt aufgebaut kriegen.

Ich düse die 150 m los zum Shop; dort verweist man mich noch einmal 150 m weiter an eine LKW Werkstatt. Ich bin mega happy, als mich sofort 2 Mechaniker zum Auto zurückbegleiten, um sich die Sache anzuschauen. Anschließend dürfen wir direkt zu ihnen erst vor, dann in die Halle fahren. Schwerstarbeit für Boris, ohne Kupplungsunterstützung langsam bis dorthin zu gelangen, um den Motor dann abzuwürgen, denn über den Knopf im Boden kann dieser nicht mehr abgestellt werden. Wir sind in einer Bosch Werkstatt gelandet, die Motorenprüfstände hat bzw. sich um Einspritzkomponenten kümmert. Wir verständigen uns auf Spanisch, auch mithilfe einer Übersetzungsapp. Plötzlich kommt jemand, der gut englisch spricht, und ½ Stunde später haben wir unser Fahrerhaus ausgeräumt und gekippt, sowie das Motorbremsventil ausgebaut. Unser Ersatzteil – also jenes Motorbremsventil –, welches wir vor einer Woche bestellt haben, sollte eigentlich genau an jenem Tag in einem anderen Ort auf unserem Weg – 100 km von hier entfernt – geliefert werden, aber es hängt seit 4 Tagen beim Zoll.

Zunächst wird überlegt, ob jenes Motorbremsventil in der Nähe aufgetrieben werden kann. Natürlich nicht, hatten wir schon viele Tage zuvor stundenlang recherchiert und Werkstätten – u.a. auch einen MB-Händler – angeschrieben, um zu versuchen, das Teil hier vor Ort in Mexiko zu bekommen. Dann ist die Idee, daß an das „Loch“ – also unser Leck im Motorbremsventil – ein Überdruckventil angeflanscht werden soll. Zu diesem Zeitpunkt meinen die Mechaniker als auch wir, daß die Kugel, die an dieser Stelle herauskatapultiert wurde, zu einem Überdruckventil gehörte, und die Feder dahinter gebrochen wäre. Nach 2 Stunden kommt einer der Mechaniker mit unserem Bauteil an, hat aber eine Schraube in das Loch gebohrt; sozusagen: Leck gestopft! Wir sind unsicher und versuchen herauszukriegen, ob wir jetzt ein Problem haben werden, wenn wir das vermeintliche Überdruckventil fest verschlossen haben. Der Mechaniker, der englisch sprechen konnte, ist auf einmal nicht mehr da, und so ist die Kommunikation schwierig. Man sagt uns immer nur, daß alles so ok. sei, wie man es gemacht hat. Es ist so oder so zu spät und wir sehen es als eine technische, temporäre Lösung an, bis unser Ersatzteil kommt. Kurze Randnotiz: Es wird sich später herausstellen, daß diese Stelle eine sog. Montageöffnung ist, die mit einer Kugel fest verschlossen wurde. Eigentlich sollte dies nie passieren, daß sich eine solche Kugel löst. Nun ja, wir nehmen anscheinend alle technischen Probleme mit. ☹

Nach getaner Arbeit machen wir eine Probefahrt und es scheint tatsächlich alles prima zu funktionieren. Wir sind erleichtert; erstmal! Denn dann kommt die Rechnung, die im größeren dreistelligen Bereich ist!!! Wir fragen, ob die Einheit USD oder doch MXN (mex. Pesos) sei, aber ja: USD! Wir hinterfragen die Posten kritisch und die Rechnung wird um fehlerhafte Positionen korrigiert, beträgt aber immer noch die Hälfte! Damit hätten wir nie gerechnet und ist unserer Meinung nach auch nicht gerechtfertigt (2 Mechaniker haben hintereinander gearbeitet, nicht parallel; effektive Arbeitszeit ca. 1- 1.5 Std.). Zerknirscht geben wir auf und bezahlen (den Betrag umgerechnet in Pesos). Bosch Deutschland wird sich später darauf berufen, daß Bosch Mexiko eine eigene „Entity“ ist. Und Bosch Mexiko geht auf Tauchstation und schickt uns lediglich einen Link zu ihrem Werkstattführer zu. Keine Chance, hier eine neutrale Instanz zwecks Rechnungsprüfung ausfindig zu machen.

Wir überlegen, ob wir weiterfahren sollen, oder doch wieder zurück zu unserem Stellplatz in Teotihuacan. Lt. iOverlander wäre der nächste in unserer Richtung – wir geben gerade unser Tagesziel mit dem Vulkan auf! – über 40 km entfernt, und es ist bereits 17 Uhr. Also, wieder retour. Wir schlafen schlecht und überlegen, wie wir weitermachen, denn: Von DHL gibt es immer noch keine Rückmeldung, daß der Zollprozeß abgeschlossen wurde.

Am nächsten Tag die böse Überraschung: Der Druck ist von 8 auf 4.5 bar abgefallen! Wie kann dies sein? Wir entscheiden, noch eine weitere Nacht auf dem Platz zu bleiben und bauen den Druck erstmal wieder auf. Tagsüber halten sich tatsächlich die 8 bar über Stunden, um in der Nacht – also bei kälteren Temperaturen (wir haben tlw. nur 4 Grad) – abzufallen. Wir versuchen, das Leck zu finden und identifizieren einerseits die „gestopfte Stelle“, aus der es ganz leicht raussäuselt, aber es muß irgendwo noch bei den Anschlüssen ein weiteres geben. Genaueres kriegen wir auch leider im Dunkeln, mit Taschenlampe und unserer „Schlauch-sucht-Leck-Lösung“ nicht heraus. Generell haben wir Sorge, daß der Schraub-Stopfen bei einer weiteren Fahrt wieder herausgedrückt wird, aber reduzieren könnten wir das Risiko an dieser Stelle nur, wenn wir z.B. eine Schlauchschelle drumherum machen würden, die auf den Stopfen drückt. Aber, wie rankommen? Das Bauteil ist so unbequem eingebaut, hat eine „komplexe“ Form und viele andere Leitungen drumherum…

Einen Tag nach dem anderen verlängern wir den Platz. Inzwischen kennt man uns und wir bekommen auf Nachfrage freundlicherweise Rabatt. Wir parken noch einmal um, mehr ins Eck, um ruhiger zu stehen. Waren es bei unserem ersten Aufenthalt noch viele weitere Camper, stehen wir zwischenzeitlich sogar ganz alleine da. Trotz Wochenende. So laut, wie am ersten Wochenende wird es später zwar nicht mehr, aber die Güterzüge in der Nähe sind doch deutlich in der Nacht zu hören. Aber der Rasenplatz ist ok., nicht staubig; hat sogar (kalte) Duschen; das Restaurant ist in der Nähe und alle sind nett zu uns. Wir sind gestrandet!

Am Mittwoch, also dem Tag nach dem Malheur, kontaktieren wir DHL und bekommen eine Ansprechpartnerin aus deren eigener Zollabteilung genannt. Wir kontaktieren sie per Mail; zunächst auf Englisch. Vielleicht keine so gute Idee, da sie nicht reagiert; also am Donnerstag noch einmal auf Spanisch. Und, siehe da, wir erhalten eine Antwort: Wir mögen sie beim RFC Prozeß – so verstehen wir zunächst ihre Aussage – unterstützen. RFC Prozeß? Was sollen wir unterstützen? Was wird von uns gebraucht? Wir haken per Mail nach. Wir warten wenige Stunden ergebnislos und wollen dann per Telefon anrufen: In der Signatur sind 3 Telefonnummern, deren Vorwahlen aber alle auf Brasilien hindeuten. Merkwürdig! Und alle 3 funktionieren nicht. Machen wir etwas falsch? Ist dort ein Tippfehler drin und müssten wir statt der +55 vielleicht +52 wählen? Auch das funktioniert nicht. Am Tag danach, also dem Freitag, erhalten wir ihre Antwort: Wenn wir keine RFC bereitstellen können, dann eine CURB. CURB? Wir recherchieren im Internet und finden heraus: Sie braucht entweder eine CURB Nummer von uns (= mexikanische Passnummer), oder eine RFC Nummer (= mexikanische Steuernummer). Beides haben wir nicht. Sie schreibt, daß sie ohne eine der Nummern den Zollprozeß nicht starten kann.

Zwischenzeitlich haben wir bei Spareto – dem Absender unseres Ersatzteiles – nachgefragt und unser persönlicher Betreuer kontaktiert freundlicherweise ebenfalls seinen DHL Service. Von dort kommt die Antwort, daß DHL auf Antwort von uns wartet. Alles wird immer verwirrender. Eine Woche zuvor hatten wir alles ausgefüllt und statt einer RFC Nummer sollte man in jenem DHL Formular – als Ausländer – die eigene Sozialversicherungsnummer angeben. Was fehlt also? Wir schreiben unserem DHL Kontakt in „Brasilien“ eine Mail und teilen erneut unsere Sozialversicherungsnummer mit. Keine Reaktion! Wir wühlen uns durch die mexikanischen Zoll-Regularien und finden heraus: Bis zu einem Warenwert von 2500 USD darf man alternativ – als Ausländer – gleichwohl seine Sozialversicherungsnummer angeben. Also, wo ist denn jetzt das Problem, denn alle Informationen liegen von uns doch seit einer Woche vor!? Wir kontaktieren am Freitagabend den DHL Customer Service per Chat und nach langer Wartezeit ist das Resultat: Man wird sich am kommenden Montag intern mit der DHL Zollkollegin in Verbindung setzen. Wir beschließen, bis Dienstag den Platz zu verlängern. Weiterhin bleiben wir gestrandet in Teotihuacan!

Wir haben mittlerweile die Hoffnung aufgegeben, an unser Paket heranzukommen. So haben wir am Donnerstag vor dem Wochenende die gleichen Teile noch einmal bei Spareto bestellt und lassen diese in die USA liefern. Von dort sollen sie durch Euro-Latino-Racing-Services importiert werden, und dann werden wir entweder zu Matthias nach San Miguel de Allende zurückfahren – 300 km! -, oder wir werden uns das Paket an einen noch zu bestimmenden Ort innerhalb Mexikos schicken lassen. Aber dies kann alles dauern, denn es wird wohl etwas Zeit ins Land gehen, bis Matthias wieder in die USA fährt. Die Spareto Lieferung soll jedoch bereits in der Wochenmitte danach ankommen. Alles in allem gehen wir jedoch noch von weiteren 2-3 Wochen Wartezeit aus.

Was wir an dieser Stelle dennoch unbedingt erwähnen möchten: Ab und an haben wir mal eine Insta-Story zu unserer Situation veröffentlicht, und auch geschrieben, daß DHL entweder eine CURB oder eine RFC von uns benötigt. So unser damaliger Zwischenstand. Wir waren so gerührt, daß sich daraufhin Mexikaner bzw. auch Reisende bei uns gemeldet hatten, die uns helfen wollten; sogar mit ihrer eigenen Steuernummer. Der absolute Hammer! Das ist Mexiko!!! Und auch aus Deutschland erhielten wir eine liebe Mail, die uns Hilfe anbot. Wir waren echt von den Socken!!! Einen ganz lieben Dank dafür an alle!

Wir vertreiben uns das Wochenende mit Wäsche Waschen und kleineren Arbeiten. Und zu unserem Glück – so ein Mist! – ist der Ablauf unserer Waschmaschine verstopft. Wir haben also Beschäftigung. Der Ort Teotihuacan selber ist knapp 2 km entfernt, und so laufen wir dorthin, um ein paar Lebensmittel einzukaufen. Glücklicherweise hat es dort einen kleinen Supermarkt. Der Ort mit seiner Plaza ist wirklich nett; es herrscht reges Treiben auf dem Markt. Gut, daß wir etwas Infrastruktur um uns herumhaben, auch wenn unsere Lebensmittel noch ein paar Tage reichen werden. Aber Getränke sind langsam knapp.

Am Montag in der Woche danach finden wir durch Zufall heraus, wo der Fehler in der Telefonnummer unserer DHL Zollansprechpartnerin liegt. Sie hat +55 xxx geschrieben, und die „52“ vergessen, also sollte es eigentlich heißen: +52 55 xxxx. Vielleicht hätte sie auch einfach nur das „+“ weglassen sollen? Wir versuchen unser Glück und rufen sie an, und tatsächlich: Nachdem uns eine automatische Ansage erst nicht „weiterleitet“, tippen wir einfach die weiteren Nummern ein und landen bei ihr. Sie bestätigt – auf Englisch! -, daß sie jetzt am heutigen Montag unsere Sozialversicherungsnummer in das System eingegeben hat und der weitere Zollprozeß jetzt von einer anderen Abteilung fortgesetzt wird. Wir mögen warten. Also, mit einer Woche Verspätung gibt es jetzt endlich Bewegung! Vermutlich auch nur, weil wir ihr am Freitag zuvor noch die Gesetzestexte zugeschickt hatten. Wir befinden uns also wieder in Warteposition. Derweil wird unser zweites Ersatzteilpaket von Spareto auf den Weg in die USA geschickt.

Anfang der Woche versuchen wir auf jeden Fall schon mal, Werkstätten in Cholula zu finden, die uns beim Austausch helfen würden und finden eine, die sich (per What’s App) dazu bereit erklärt. „Verwundert“ sind wir jedoch, daß uns die dortige MB LKW Werkstatt eine Ablehnung schickt, mit der Begründung, sie arbeiten nicht an solchen Fzg. wie unseres. Was sie genau damit meinen, kriegen wir nicht heraus, denn auf weitere Nachfrage reagieren sie nicht mehr. Kein gutes Bild, welches sie abgeben!

Wir haken erst per Mail, dann doch besser telefonisch bei unserer Zollansprechpartnerin in Mexiko City nach. Sie sagt uns am Mittwoch, daß sie jeden Moment, vielleicht aber auch erst am Donnerstag mit einer Freigabe unseres Paketes durch die andere Abteilung rechnet. Dieses soll dann auch die Berechnung der Gebühr beinhalten. Woher sie diese Zuversicht nimmt, wissen wir nicht, denn sie macht im Gespräch mit uns nicht wirklich den Eindruck, daß sie Ahnung von den hauseigenen Prozessen hat. Wir hätten am Montag zuvor auch wütend auf sie sein können, daß sie die Zollregularien nicht kennt, oder einfach über eine Woche braucht, unsere Sozialversicherungsnummer in ein (anderes?) System einzutippen. Eigentlich ist es aber nur beschämend, daß es bei einer solch großen Firma wie DHL keine internen Kontroll- und Qualitätsmechanismen zu geben scheint, um so einen Zustand zu vermeiden, oder am besten: Warum nicht gleich automatisieren?! Hatten wir doch vor über einer Woche sämtliche Informationen im Webformular bereits übermittelt.

Es wurde Donnerstag und immer noch keine erlösende Nachricht. Plötzlich, 18.20 Uhr: Ich sehe in der DHL-App den Status, daß der Zollprozeß abgeschlossen sein soll. Bereits kurzzeitig war dieser Status schon mal am 01.02.25 in der App zu sehen, also, wirklich Entwarnung? Alles gut? Wir warten gebannt auf die Berechnung der Zollgebühr, hatten andere Reisende an dieser Stelle doch eine böse Überraschung erlebt. Bei einem vorherigen Paket von uns – im Januar – konnten wir die Berechnung ebenfalls schon nicht nachvollziehen, soll doch unter 50 USD Warenwert nichts an Gebühren hinzukommen. Kamen aber. Die hatten wir damals wiederwillig bezahlt und versucht, herauszufinden, wie sich diese zusammensetzt. Aber DHL hatte damals auf Nachfrage nur mitgeteilt, daß sie diesen Wert nur von der Zollbehörde genannt bekommen und dann „eintreiben“. Auf der offiziellen Seite jener Behörde findet sich jedoch nur eine Emailadresse – für Zollangelegenheiten -, die aber nicht funktioniert. (Anmerkung: Mittlerweile wurde diese komplett von jener Seite entfernt, ohne alternative Kontaktadresse.) Insofern hatten wir damals aufgegeben, die Klärung voranzutreiben. Der Betrag war damals überschaubar. Jetzt sind wir jedoch gespannt, was kommen wird. Wir rechnen mit 16 % VAT, denn dieses soll alleinig – so die Regularien – bei einem Warenwert zwischen 50 und 300 USD anfallen. Unser 2.tes Paket in die USA ist auch just in diesem Moment angekommen, wird aber wohl mit einem Tag Verspätung ausgeliefert werden. Mal sehen, welches der beiden jetzt gewinnen wird. 😉

Happy Valentins Tag! Wir sind mega happy, denn: Sowohl wurde unser Paket in den USA ausgeliefert, als auch – super plötzlich – unser Paket in Mexiko, nach Cholula! Wir machen uns sofort startklar, füllen noch schnell unseren Wassertank auf. Parallel dazu rufen wir die DHL Zollkollegin an, da sie nicht auf unsere Mail mit unserer Nachfrage reagiert, mit welchen Kosten wir zu rechnen haben. Auf telefonische Nachfrage schickt sie uns die Rechnung zu und wir fallen aus allen Wolken: Umgerechnet 260 € sollen wir bezahlen (der Warenwert inkl. Versand unseres Paketes war ca. 190 €), wovon der größte Teil eine DHL Lagergebühr für unser Paket ist, als auch Kosten für ihre internen Aufwände. Wir schauen uns verständnislos an. Wir versuchen erneut, die DHL Zollkollegin zu erreichen, aber sie legt mitten im Telefonat auf, noch bevor wir unser Anliegen erklären können. Weitere Versuche, sie zu erreichen, scheitern: Sie nimmt einfach nicht mehr ab. Wir versuchen, die DHL Hotline anzurufen, und von 5 Versuchen kommen wir tatsächlich 2 Mal durch. Jedes Mal erhalten wir die Auskunft, daß man einen „Report“ für unser Anliegen anlegen wird, und dann schiebt man uns in die Warteschleife und dort ist plötzlich Schluß. Wir warten Minute für Minute, bis die Leitung tot ist. Egal, über welche Nummer wir versuchen, nichts funktioniert. Selbst der DHL Chat zieht sich in die Länge, und wir erhalten zum Schluß nur eine Mailadresse, die sich – wie sich später herausstellt – eher zu einer anderen Firma für die DHL interne Abrechnungs-SW gehört, als eine, bei der wir eine weitere Klärung erzielen können. Final scheint jene Mail auch nicht zu existieren, denn wir bekommen immer einen „Time-out“. Darüber hinaus können wir einen „Claim“ auch nicht anlegen, da wir auf der DHL Homepage als Nicht-Mexikaner die Registrierung nicht abschließen können. Woran dies liegt – evtl. wg. unserer Emailadresse? – bekommen wir nicht heraus. Wir sind megafrustriert!!! Wir beschließen erstmal, doch am Platz zu bleiben. Wir wollen uns von DHL nicht erpressen lassen, denn wenn wir die Gebühr bezahlen, um unser Paket zu bekommen, werden wir mit Sicherheit das Geld nie wiedersehen. Wir telefonieren mit Matthias, um zu erfahren, wann das „USA-Paket“ in San Miguel de Allende sein könnte, und erfahren, daß er plant, es in der Woche darauf abzuholen.

So langsam fällt uns die Decke auf den Kopf. Sollen wir doch die 130 km weiter nach Cholula fahren, das Paket für 260 € extra abholen, und vor Ort versuchen, Patsha reparieren zu lassen? Oder die 300 km zurück zu Matthias? So oder so würden wir natürlich die Importgebühr für jenes Paket zu zahlen haben und der Vorteil wäre, daß wir ihm und seiner Werkstatt vertrauen. Wir hätten auch die Hoffnung, daß unser „Mexiko-Paket“, wenn wir es nicht abholen, wieder zu Spareto zurückgeschickt wird und wir zumindest anteilig etwas wiederbekommen. Über das Wochenende bekommen wir von DHL auch immer wieder automatisierte Mails, in denen wir das Paket bis spätestens in 7 Tagen abholen sollen, einen Tag später sind es dann nur noch 5 Tage, und noch einen Tag später dann 3 Tage. Tja, wer rechnen kann… Am Montag Abend entscheiden wir – da DHL sich erwartungsgemäß nicht meldet: Wir werden am Dienstag nach San Miguel de Allende zurückfahren und das Paket in Cholula nicht abholen. Hoffentlich wird Patsha diesmal durchhalten! Am Abend bezahlen wir das letzte Mal unseren Platz und verabschieden uns herzlich von demjenigen, der über Nacht den Platz bewacht.

Wir machen einen großen Sprung: 300 km in einem durch, ohne Pause, bis nach San Miguel de Allende. Und Patsha hält durch! Wir sind erleichtert, als wir auf dem Werkstattgelände angekommen sind – und haben zuvor sogar noch einen Lebensmitteleinkauf erledigt. Jetzt warten wir auf Matthias und den Import unseres Ersatzteiles. Leider zieht sich Matthias Rückkehr in die Länge. Hatten wir zunächst noch gehofft, daß er bis Donnerstag Abend wieder da ist, wurde es Sonntag Nacht. Nachvollziehbar, wenn er viel zu importieren hat, aber so langsam fällt uns auch hier die Decke auf den Kopf. Wir reisen, um Dinge zu sehen und zu erleben, aber momentan fühlt sich dies wie ein langgestreckter Werkstattaufenthalt – seit nunmehr 5 Wochen! – an. Da hilft es auch nicht viel, wenn uns Bärbel und Joachim, die zeitgleich mit uns hier auf dem Gelände sind, uns von ihrer Gelassenheit etwas „abgeben“ möchten, was leider jedoch bei uns nicht funktioniert. Am Sonntag Nacht sind unsere Ersatzteile – insbesondere das heißersehnte Motorbremsventil – da. Yeah! Wir fallen Matthias fast um den Hals. 😉 Montag Mittag geht dann die Reparatur los und zieht sich etwas in die Länge, aber abends ist dann alles geschafft. Wir bleiben die Nacht über vor Ort, um zu schauen, ob der Druck am nächsten Morgen i.O. ist. Wir sind sehr erleichtert, als dem auch so ist! Jetzt müssen wir nur noch eine Probefahrt machen, um das Ventil auch zu testen. So geht es den Hügel um San Miguel de Allende zu einem Lebensmittelgeschäft runter, und später wieder hoch. Alles perfekt!!! Wir bezahlen unsere Rechnung, die ebenfalls auch die Importgebühren enthält, und sind Matthias abermals dankbar für einen absolut fairen Preis! Es war für uns die richtige Entscheidung, diesen Weg eingeschlagen zu haben. Endlich, nach 3 Wochen, sind wir wieder mobil, und das ist das Wichtigste am Reisen!

Was hätten wir dennoch rückblickend anders machen können bzw. sollen?

  • Hätten wir unser Ersatzteil gleich in die USA bestellt – und keines nach Mexiko -, und durch Matthias importieren lassen, sowie wären wir noch bei ihm in der Nähe geblieben, hätten wir einiges an Geld, insbesondere aber 1.5 Wochen an Zeit gespart. Und uns auch viel unnötigen Ärger erspart.
  • Hätten wir das Ersatzteil zu den 128 % Gebühren bei DHL abgeholt, hätten wir final zwar kein Geld gespart, aber 1.5 Wochen an Zeit.
  • Sollten wir nochmal etwas nach Mexiko liefern lassen müssen, würden wir entweder Fedex oder UPS wählen, nicht noch einmal DHL. Auch würden wir von vorne herein versuchen, eine lokale Adresse inkl. lokaler Steuernummer ausfindig zu machen. Unsere Hoffnung wäre, daß dies damit einfacher ginge. DHL wird später – nach unserem Direktkontakt an den mexikanischen CEO – argumentieren, daß ihre eigenen Kosten durch die notwendige Prüfung unserer Sozialversicherungsnummer entstanden sind.

Aber jetzt ist es so, wie es ist. Wir schauen wieder nach vorne!

Einen ganz lieben Dank nochmal an Matthias und sein tolles Team!!!

(Musik von: https://www.musicfox.com/)

 

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