Normalerweise verfassen wir immer pro Land ein separates Länderfazit. Da wir uns jedoch nicht so lange in diesen beiden Ländern aufgehalten haben, als daß auch viele Aspekte für uns identisch waren, haben wir uns zu einem gemeinsamen Länderfazit entschieden. Unterschiede, die es natürlich für uns gab, werden wir entsprechend vermerken. An dieser Stelle wie immer auch der Verweis auf unsere Route: HIER. Da wir Tikal bereits in einem früheren Urlaub besichtigt hatten, haben wir diesmal auf jene nördliche Region Guatemalas verzichtet.
Beginnen wir also wie gewohnt mit den weniger subjektiven Faktoren:
- Wetter: Wir waren von ca. Anfang April bis ca. Mitte Mai in diesen beiden Ländern unterwegs und hatten insofern gehofft, noch vor der einsetzenden Regenzeit dort zu sein. Und in der Tat: Wir hatten kaum Regenfälle, und aufgrund der Höhenlage war es oft auch angenehm kühl. Eher hatten wir mit Nebel zu kämpfen, von dem wir uns aber nicht abhalten ließen, auch abends mal draußen zu sitzen oder ein Lagerfeuer zu machen. Temperaturtechnisch war die Zeit für uns ideal, diese beiden Länder zu bereisen, wobei wir noch einmal betonen müssen: Wir waren nicht in der nord- bzw. nordöstlichen Hälfte von Guatemalas unterwegs. Reisende, die zu jener Zeit dort waren, sprachen von sehr heißen Temperaturen. Bestätigen können wir dies zumindest für unseren letzten Stellplatz am Meer in El Salvador, der uns „motiviert“ hatte, aufgrund der drückende Schwüle und Hitze ganz schnell wieder in die Höhe zu fahren.
- Stellplätze: Ungefähr 1/3 unserer Stellplätze in den beiden Ländern waren Freistehplätze, alle anderen waren „Bezahlplätze“, in welcher Form auch immer. Zum einen war dies so, weil es für uns schwierig war, in unserer Fzg.-Größe einen passenden, kostenlosen, und schönen Platz zu finden – so mußten wir am ersten Tag in Guatemala zwei Plätze mangels zu niedriger Einfahrt sausen lassen und sind erst im Dunkeln auf (Bezahl-)Platz Nr. 3 angekommen; zum anderen, weil wir u.a. auch zur Hauptreisezeit über Ostern unterwegs waren, mit vielen weiteren, einheimischen Zelt-Campern. Generell waren leider auch diese wenigen Freistehplätze, die wir genutzt hatten, nicht das Gelbe vom Ei (u.a. 2x Tankstelle). Im Vergleich zu Europa sind die Campingplätze oder bezahlten Parkplätze nicht so teuer, jedoch häufig teurer als in Mexiko. Sehr oft war auch dann von Ruhe keine Spur, denn wenn man sich mit gefühlt 100 weiteren, einheimischen Zeltcampern, die erst NACH unserer Ankunft auftauchten, den Platz teilt… 😉 Ok., wir müssen der Fairness halber noch einmal erwähnen: Es war für die Locals in Guatemala auch eine der Hauptreisezeiten (Semana Santa), aber irgendwie waren wir an solchen Plätzen dann doch nicht darauf vorbereitet. So manch einen Platz haben wir dennoch ins Herz geschlossen: Wegen der traumhaften Gegend (mit Ausblick auf z.B. Vulkane), oder aber wegen der Herzlichkeit der Besitzer. Sofern möglich, hatten wir die Betreiber vorab über What’s App kontaktiert und unsere Ankunft und den Preis ausgemacht. Hier gilt jedoch: Immer Nachfragen und Verhandeln.
- Wasser: Wir waren nur knapp 6 Wochen in beiden Ländern, was bedeutet, daß wir nicht oft Wasser haben nachfüllen müssen. Dennoch haben wir immer die Gelegenheit genutzt, wenn wir auf einem Campingplatz waren. Insofern war dies während unseres Aufenthaltes nie ein Problem gewesen, so daß auch mal die Waschmaschine laufen konnte. Generell empfanden wir die Wasserqualität als gut, wobei wir dieses – vor dem Trinken – noch zusätzlich filtern.
- Strom: Wir mögen nicht jeden Tag volle Batterien gehabt haben, aber wir hatten immer ausreichend Strom – dank der Sonne.
- Müllentsorgung: Auch hier – wie beim Punkt zuvor – kein Problem, denn auf den (meisten) Bezahlplätzen konnten wir unseren Müll entsorgen, und wurden teilweise sogar mit mehreren Tonnen konfrontiert, um Plastik, Alu, Papier & Co. fachgerecht zu trennen. Hut ab!
- Lebensmittel: In größeren Ortschaften bzw. Städten finden sich Walmart-Ableger (Bodega Aurrera). Meistens sind wir in diesen eingekehrt, ab und zu mal ein Chedraui. Und in El Salvador war letzterer sogar bewacht, d.h. das Sicherheitspersonal hat ein Auge auf Patsha geworfen und wir konnten zusammen (!) einkaufen gehen – ansonsten eine absolute Ausnahme für uns. Wir empfanden das Lebensmittelangebot – im Vergleich zu Mexiko – etwas eingeschränkter, vor allem: Teurer. Tiefkühlgerichte bzw. Tiefkühlware ist in beiden Ländern rar und das Sortiment sehr begrenzt. Man könnte argumentieren, daß es gut sei, eher frische Ware zu kaufen, aber dafür müßte man dann doch häufiger einkaufen gehen, als daß wir dies tun, bzw. die frische Ware dann auch einfrieren. Letzteres ist dann aber immer noch kein vollständiges Gericht, wie z.B. Lasagne. Oh, wie haben wir die vermisst. 😉
- Dieselpreis: Der günstigste Dieselpreis seit Texas: Für umgerechnet 79 Euro-Cent haben wir in Guatemala mal wieder vollgetankt, zumindest, als wir zum Schluß wieder über die Grenze nach Mexiko gefahren sind. Ansonsten macht es bei den extremen Steigungen in insbesondere Guatemala keinen Sinn, mit randvollen Tanks zu fahren, denn dies bedeutet Gewicht. Die Spritqualität empfanden wir als gut; da haben wir in den USA viel schlechteren getankt. In El Salvador haben wir nicht tanken brauchen; der Preis war aber nur geringfügig teurer als in Guatemala gewesen.
- Daten/Internet: Mit unserem Starlink Vertrag ist auch Zentralamerika abgedeckt gewesen. Zusätzlich hatten wir uns noch eine eSIM besorgt, da jene aus Mexiko dort nicht galt. Wirklich geprüft bzw. genutzt hatten wir die Telefon-eSIM eher selten; insofern haben wir nicht wirklich auf deren Abdeckung geschaut.
Und unsere subjektiven Eindrücke:
- Straßen: Wir hatten zunächst hohe Erwartungen an beide Länder, denn wir hörten: Weniger Topes, die hier Tumulus heißen, als in Mexiko, und insbesondere in El Salvador Straßen auf europäischem Niveau. Und beides traf tatsächlich zu. Bezüglich Maut haben wir übrigens im letzten Artikel etwas verfaßt. Wir wußten aber auch: In Guatemala wird es steil bergauf und bergab gehen, und eine Motorbremse war hier zwingend notwendig! Zum Glück haben wir eine. Um es aber auf den Punkt zu bringen: Die Fahrerei – wohlgemerkt, mit der Größe eines LKWs! – ist in beiden Ländern GRAUENHAFT!!!!! Selbst wenn Patsha mit den vielen Steigungen und Gefällen gut zurechtkam, und wir schmale Straßen mittlerweile gewohnt sind: Man fährt permanent durch eine Art Tunnel, denn die imposanten Tropenbäume rechts und links der Straße wölben ihr Ast- und Blätterwerk teilweise waagerecht oberhalb dessen zusammen, und selbst dann, obwohl wir mittig fuhren – mit entsprechendem Risiko! -, wurden wir permanent von Ästen touchiert. Und dies sind keine Puscheläste! Man muß schon deutlich niedriger sein – wir schätzen mal, max. 3.20 m oder so -, um die landschaftlich wirklich schönen Strecken genießen zu können, denn wir mußten uns permanent auf die Umgebung, inklusive dem (Gegen-)Verkehr konzentrieren. Bei wenigen Metern einer Einfahrt o.ä. konnten wir dies natürlich mit unserer Hochhebehilfe (für Äste, Kabel & Co.) in den Griff kriegen, aber nicht auf hunderten Kilometern durch jene Länder. War hier Guatemala schon schlimm, wurde es in El Salvador noch schlimmer, und wir sind zum Schluß nur noch über die Carretera Austral (CA) wieder retour gefahren. Es hatte einfach keinen Spaß mehr gemacht. Es ist verständlich, daß wenn sich nur Kleintransporter abseits der CA bewegen, sich „der Dschungel“ sein Revier wiederholt, und da keine Straße gepflegt wird, werden die Äste alleinig nur durch die dort fahrenden Kleintransporter gestutzt. Als reine Durchfahrtsländer auf dem Weg Mexiko-Panama mag dies noch ok. sein, aber wir wollten beide Länder in Ruhe bereisen. Diese sehr anstrengende Fahrerei, die auch deutliche Spuren auf und an Patsha hinterlassen hat, war dann auch der Hauptgrund, warum wir nach knapp 6 Wochen wieder retour in Mexiko waren, anstatt der ursprünglich von uns geplanten 8. In den teilweise kleinen Ortschaften muß man sich zusätzlich auf ziemliches Gewusel einstellen. Chaotisch geht es insbesondere bei Markttagen zu und Helfer, die – sofern es sie gab – versucht hatten, den dortigen Verkehr zu regeln, waren größtenteils schlichtweg überfordert. Manchmal war es für uns auch nicht ersichtlich, daß wir uns plötzlich, entgegen einer Einbahnstraße fahrend, befanden, aber natürlich kriegt man dies ganz schnell an den Reaktionen – oder am Gegenverkehr – mit. Schilder fehlten entweder oder wir müssen sie einfach übersehen haben, denn die Hinweisschilder stellen maximal einen Pfeil da, und sind nicht mit den in Europa oder Nordamerika bekannten zu vergleichen. Guatemala ist bekannt für seine superschön bunten und verzierten Linienbusse. Sie sind ein Augenschmaus im Straßenverkehr.
- Leute: Um ehrlich zu sein: Wir sind diesmal zwiegespalten. Selbstverständlich gibt es kein Land mit nur supernetten Menschen; noch gibt es ein Land, in dem nur Unfreundliche wohnen. Es ist immer eine Mischung. Aber insbesondere über El Salvador hatten wir vorab so viel Schönes gehört, daß Reisende von der Herzlichkeit überwältigt waren, daß vielleicht unsere Erwartungshaltung auch einfach überhöht war. Natürlich hatten wir viele nette Begegnungen, mit insbesondere Campingplatzbetreibern oder sogar dem Zollpersonal an den Grenzen, oder auch der Polizei bei Kontrollen. Aber leider hatten wir auch insbesondere in Guatemala viele Situationen, in denen wir uns touri-mäßig abgezockt fühlten (z.B. am Lake Atitlan, oder aber auch bei unserer Werkstattrechnung, oder an jener, ersten Tankstelle, wo wir nach der Straßenblockade einfach nur für die Nacht stehen wollten, usw.). Und wir hatten viele weitere Situationen, in denen wir nicht nachvollziehen konnten, warum wir plötzlich von anderen Fahrzeugen so arg bedrängt und aggressiv überholt wurden, und diesen Eindruck hatten wir bereits schon vor unserem Unfall. Vermutlich dachten wir auch einfach nur, unser positiver Eindruck aus Mexiko setzt sich in den Nachbarländern fort… Während unserer Zeit in Guatemala gab es immer wieder flächendeckend Straßensperren durch LKWs, die wohl gegen die Einführung der für sie teuren Haftpflichtversicherung protestierten. Diese Proteste werden augenscheinlich geduldet, genauso wie jene Straßensperre, in die wir gekommen sind, aufgrund Streitigkeiten zweier, kleinerer Ortschaften miteinander. Uns fehlt gewiss notwendiges Hintergrundwissen, aber uns geht die Relation bei letztgenannter Situation hinsichtlich ihrer Auswirkung vollkommen ab, und so können wir – von außen betrachtet – nicht verstehen, daß dies von der Polizei geduldet wird. Diese Blockaden werden nicht aufgelöst, obwohl der gesamte Verkehr auf einer der Hauptverkehrsrouten über einen ganzen Tag hinweg steht. Nachdem abends um 18 Uhr die Straße wieder frei war, herrschte pure Anarchie. Wir können die Fahrweise, die danach an den Tag gelegt wurde, nicht anders beschreiben. Wie wir an jenem Abend ohne Unfall zu unserem finalen Notstellplatz kamen, können wir heute noch nicht verstehen. So wird auch im normalen Verkehr einfach mal halb auf der Straße geparkt, um etwas zu erledigen, was für den Verkehr drumherum zu einem Chaos führt. Alles müht sich an dieser Engstelle ab. Und dies ist alles andere als selten. Es wirkte auf uns, als ob dies „Hier komme ich, hier stehe ich!“ in beiden Ländern Vorrang vor allem anderen hat. Dabei beobachteten wir so viele herzliche Begegnungen der Menschen untereinander, insbesondere aber, wie liebevoll sie mit ihren Kindern umgehen. So freundlich die individuellen Begegnungen für uns in den jeweiligen Ländern auch waren, so konträr ist unser Eindruck zu ihrer Fahrweise und wir können uns glücklich schätzen, nur einen einzigen Unfall gehabt zu haben. Bei jenem wurden wir übrigens mindestens das zweite Mal wissentlich gerammt, und der LKW Fahrer hat anschließend Fahrerflucht begangen. Das Risiko eines Unfalls ist u.E. beim Fahren in beiden Ländern sehr hoch, auch wenn man defensiv fährt. Beim Vorbeifahren an Äckern und Feldern kann man immer wieder beobachten, wie hart die Menschen noch mit einfachstem Werkzeug arbeiten. Frauen, meistens in bunten Trachten, tragen ihre Lasten häufig auf dem Kopf, und Männer ziehen schwere Karren mit ihren bloßen Händen und einem Gurt um ihren Kopf herum hinter sich her. Die Wohnungen und Häuser waren in El Salvador oft auch nur Wellblechhütten, die die Straßen säumten. Insofern muß man als Reisender in beiden Ländern einfach über den vielen Müll an den Straßen und in der Natur hinwegsehen. Überrascht waren wir, daß wir häufiger als gedacht sogar auf englisch angesprochen wurden. Damit hatten wir nicht gerechnet. Und tatsächlich bekam Patsha seit langer Zeit wieder den berühmten „Daumen hoch“.
- Flora & Fauna: Beide Länder sind für uns eine Mischung aus großem, dichten Regenwald, landschaftlich traumhaften Bergen, gepaart mit imposanten Vulkanen. Wunderschön! Natürlich gibt es auch die Meeresseite mit ihren Stränden, aber wir haben uns aufgrund dem besseren Klima eher im Landesinneren aufgehalten. Wir sind gefühlt im Frühling gestartet: So wunderschön leuchtend grün war alles um uns herum. Die Farbenpracht vieler Blumen konnten wir zwar nur kurzzeitig in El Salvador bewundern, aber die vielen, verschiedenen Grüntöne der Bäume waren für uns eindrücklich genug. So mancher davon kann es insbesondere in El Salvador locker mit den Giganten in den USA aufnehmen; vielleicht nicht von der Höhe, aber dem Umfang. Und diese stehen direkt an der Straße und man fährt an diesen vorbei. Absolut imposant! Viel verschiedenes Getier, abgesehen von ein paar Kühen und Pferden, vielen Echsen und Schmetterlingen, haben wir leider nicht gesehen, aber das Zwitschern der Vögel war doch immer präsent. Und wir dürfen uns glücklich schätzen, den schön gefiederten Quetzal nicht nur auf den Geldscheinen gesehen zu haben.
- Landestypische Küche: Wir haben viel Geld in Restaurants ausgegeben. Zum einen, da wir sehr lange in Antigua standen – ok., wir könnten die Schuld auch auf June und Bob schieben, mit denen wir in ihren tollen Restaurantempfehlungen lecker geschlemmt hatten 😉-, zum anderen, weil es sich einfach anbot. Und es war immer sehr lecker. Ein spezielles, traditionelles Gericht – im Vergleich zum nördlichen Nachbarland – konnten wir hier zwar nicht ausmachen, aber wir haben gesehen, daß die Tortillas hier kleiner und mehliger sind, und Pupusas heißen.
- Land: Beide Länder wirkten auf uns deutlich ärmer als Mexiko, wenn man von den schön zurecht gemachten Städten mal absieht. Was uns positiv in Erinnerung bleiben wird, sind die – wenn auch wenigen – ruhigen, landschaftlich wunderschönen Stellplätze, die wir in beiden Ländern hatten, vor allem aber: Das beeindruckende Osterevent mit seinen Prozessionen in Antigua! Beide Länder sind bunt und laut, und Geselligkeit wird groß geschrieben. Wir möchten erneut betonen, daß unsere Reise in den beiden Ländern stark geprägt war durch das dort schwierige Fahren mit der Größe eines LKWs. Wir können uns sehr gut vorstellen, daß es Reisende in kleineren Fahrzeugen deutlich besser gefallen wird.
Auch wenn unser Länderfazit diesmal vielleicht etwas ernüchternd ausfällt, hoffen wir, daß Ihr Freude an unseren Bildern und dem Abschlußvideo aus Guatemala habt!