Hast ´was g‘sagt?

von root

Wie war dies noch: Guter Schlaf ist so wichtig!?! Und wie war dies damals, früher im Drachennest: Das Rauschen der Bäume des großen Waldes direkt vor unserem Schlafzimmerfenster! Herrlich! Die nächtliche Ruhe im Dorf; kein Straßen- oder gar Fluglärm. Einfach nur Stille! Aber kein Vergleich zu unserem aktuellen Leben. Hatten wir noch tendenziell ruhige Plätze in Kanada und den USA, so bietet Mexiko uns die vielfältigste Palette an nächtlichen Geräuschen.

Wir lernen: Der Hahn kräht nicht erst zum Morgengrauen. Er kann dies auch mitten in der Nacht tun. Und wenn es mehrere Hähne im Ort gibt, so wechseln sich diese immer wieder ab, und zwar: Mit der gleichen Frequenz! Was man alles so lernt und „erhöhrt“, wenn man dann stundenlang nachts wach liegt. Aber nicht nur der Hahn ist nachts auf, sondern auch ganze Rudel von Hunden. Um uns herum, unter unserem Auto, oder irgendwo im Dorf. Eine richtige Vielfalt an „Bell-Lauten“, wenn sie gemeinsam durch die Gegend flitzen oder sich über die Distanzen hinweg „informieren“.

Und was ist mit Straßenlärm? In erster Linie tagsüber präsent, aber – je nach Stellplatz – natürlich auch in der Nacht. Teilweise nicht zu vermeiden; und selbst wenn wir versuchen, nicht auf Truck-Stopps zu stehen, so war doch ab und an mal einer dabei, und die lieben Kühlaggregate surren ununterbrochen. Eigentlich darf man sich darüber nicht beschweren, denn z.B. in jenem Roadblock in Guatemala wurde das Kühlaggregat im Stau einfach abgestellt. Wir möchten nicht wissen, in welchem Supermarkt jene Tiefkühlware gelandet ist… Generell müssen wir jedoch sagen, daß uns dies mit den Truck Stopps in erster Linie in den USA passiert ist. Hier in Mexiko hingegen hören wir vielmehr die lautstarken Retarderbremsen, insbesondere wenn unser nächtlicher Platz an einer Straße mit Gefälle liegt. In die eine Richtung müssen die größtenteils überladenen LKWs Gas geben, um die Steigung zu schaffen; aber runterwärts geht’s dann mit Bremse – immens lauter Retarderbremse. Dazu das Gehoppel über die Topes, mal mehr, mal weniger groß. Aber auch die ewig langen Züge, die vor und während jedem Bahnübergang lautstark hupen müssen, haben wir richtig „schätzen gelernt“, wenn auch eher in den USA und Mexiko, als in Kanada. Da vermissen wir richtig die beschrankten Bahnübergänge, wie wir sie aus Deutschland kennen.

Wenn man mal geschafft hat, die Nacht einigermaßen zu überstehen, so ist gewiss: Um 6.30 Uhr morgens kommt DER „Rasenmähermann“, und dieser ist tatsächlich immer männlich. Wir können verstehen, daß in der Hitze, die tagsüber in Mexiko herrscht, Arbeiten frühmorgens oder am späten Nachmittag verrichtet werden. Aber direkt mit einem Meter Abstand zu unserem Schlafzimmerfenster den Rasenmäher als Weckerersatz zu morgentlicher Stunde zu haben, ist leider kein wirklicher Luxus.

Aber was fehlt denn noch, wenn der Rasenmähermann mal nicht kommt? Meeresrauschen! Oh, wie idyllisch und Natur pur! Ein sanftes Säuseln der Meeresbriese, ok., aber donnernde Wellen an der Klippe, trotz traumhafter Aussicht? Ja, auch dieses – oder ein rauschender Fluss – kann nach einigen Tagen echt einen Schlafdefizit auslösen. Aber besser diese Geräuschkulisse, als laute Partymusik. Dies hatten wir insbesondere am Lake Atitlan in Guatemala „lieben“ gelernt, und wir standen dabei nicht frei, sondern auf dem Campingbereich eines Hotels! Wenn man mal meint, um Mitternacht ist dann endlich Schluß, oder es wird zumindest etwas leiser: Weit gefehlt! Dann geht es erst richtig los! Teilweise dann auch mit Dauerschleife ein- und desselben Liedes, so daß man irgendwann auch mal mitsingen könnte – wenn einem die Lust in der Nacht dazu überkäme…

Passend zur Party gibt es dann ab und an mal ein Feuerwerk, insbesondere aber in Mexiko: Böller! Warum diese abgefeuert werden, und warum einfach auch so mal mitten in der Nacht, ist uns schleierhaft. Buntes Feuerwerk von Raketen ist ja noch nett, aber einfache Böller, die nur „bumm“ machen, und eine Rauchfahne in der Luft hinterlassen… Ab Teotihuacan südwärts ging es los, und bis zum heutigen Tag gab es kaum einen Platz, in dessen Nähe wir diese Kracher nicht auch in der Nacht hören konnten.

Da ist es dann doch toll, wenn man tagsüber wenigstens in aller Ruhe fahren kann! Aber nein: Wir benutzen unser Radio im Fahrerhaus deswegen nicht, da die Fahrgeräusche bereits so laut sind, daß wir uns ansonsten noch mehr anschreien müßten. Auch so können wir bereits unsere Stimmbänder kräftig trainieren, wenn wir meinen, uns unterhalten zu müssen. Aber wenigstens können wir nach knapp 4 Jahren on-the-road über andere Geräusche hinwegsehen, die für uns damals noch neu waren (https://www.passion4patina.de/2022/02/10/die-geraeusche-der-stille/). Inzwischen wissen wir, was Sache ist, wenn dieses oder jenes am Fahrwerk in der Nacht knackt, oder im Wohnkoffer etwas beginnt, zu „brummeln“. Das hören wir teilweise schon gar nicht mehr, oder aber: Wir werden direkt hellwach, wenn mal eines jener Geräusche fernbleibt. Dann denken wir: Hoffentlich ist unser Kühlschrank nicht kaputt, denn ein 220 V Gerät werden wir bis auf weiteres erstmal auf diesem Kontinent nicht bekommen.

Vermutlich dürfen wir uns aber dennoch glücklich schätzen, müssen wir doch nicht um 8 Uhr in der früh topfit für das nächste berufliche Meeting sein. Aber einige Nächte mit jener Geräuschkulisse können dennoch Spuren hinterlassen. Und was haben wir mit früher gemeinsam: Auch jetzt klingelt unser Handy ab und an in der Nacht, wenn wir mal einen Anruf aus einer anderen Zeitzone bekommen und wir vergessen hatten, es auf lautlos zu stellen. Kann immer noch passieren, aber wenigstens sind wir dann vor den ersten Vögeln wach, die um 5 Uhr ihr Konzert beginnen. Ihr herrliches Zwitschern und Singen! Daran können wir uns wirklich immer noch nicht satt hören.

(Musik von: https://www.musicfox.com/ sowie mit Gesang von Phil, von dem wir in San Miguel de Allende eingeladen wurden)

Weitere verwandte Themen

Translate »

Unsere Website benutzt Cookies. Wenn Du diese weiter nutzt, gehen wir von Deinem Einverständnis aus. Weitere Informationen hierzu erhälst Du in unserer Datenschutzerklärung. OK!