Weihnachten Zuhause

von root

Über 11 Monate leben wir schon in unserem rollenden Zuhause und Ihr kennt bestimmt den Spruch: Home is where you park it! Aber ist dies wirklich so? Fühlen wir uns wirklich „zuhause“ in unserem „Wohncontainer“, mit fast täglich wechselndem „Garten“?

Eines ist offensichtlich: Das Drachennest war deutlich größer als unsere jetzigen 10 m2, auch wenn unsere aktuelle Innenhöhe von 2.10 m – im Bad sind es ein paar Zentimeter weniger – für ein Reisemobil wahrer Luxus ist. Wir konnten uns in Wolfsegg gemütlich auf der Couch rumlümmeln und fernsehen, in der Küche oder aber im Esszimmer unsere Mahlzeiten einnehmen, und auch das Bad hatte ganz andere Dimensionen. Jetzt sind es nur 0.7 sec 😉 vom Bett zum Bad, und vom Esstisch braucht man gar nicht mehr aufzustehen, um die Kühlschranktür zu öffnen. Von all‘ den früheren Räumen vermissen wir nicht wirklich einen, nur etwas mehr Bewegungsfreiheit im Wohnkofferflur wäre schon schön. Aber generell ist dies natürlich schon purer Luxus im Vergleich zu unseren Urlauben mit PKW und Zelt, oder anderen Reisenden in ihren Campervans. Daß man es wirklich warm hat – oder zumindest warm machen kann – und nachts nicht immer raus muß, ist für uns schon sehr angenehm.

Zu einem Zuhause gehört für uns auch, daß man sich sicher fühlt, und bislang können wir dies glücklicherweise ausnahmslos bestätigen. Wenn wir durch unsere vielen Fenster nach draußen schauen, gibt uns dies ein Gefühl von Offenheit und wir kriegen schnell mit, was draußen läuft – wenn es mal wieder um uns herum „wuselig“ wird. Gewöhnen mußten wir uns anfangs jedoch an die „Geräuschkulisse“, die uns unser Zuhause „bietet“.

Was jedoch anders ist zu früher: Während man früher am Wochenende ruhig und ungestört ausschlafen konnte, gibt es jetzt – egal an welchem Wochentag – irgendeine Art von „Publikumsverkehr“. Selbst an den ruhigsten Stellplätzen über Nacht kommt in der Früh mal ein Fahrzeug oder Spaziergänger vorbei, denn die Plätze, an denen wirklich GAR KEINER vorbeikommt, sind in Europa selten. Dafür sind die Länder, die wir besucht haben, zu dicht besiedelt, oder – z.B. in Skandinavien – von Touris frequentiert. Insofern hatten wir früher, in unserem Zuhause, doch deutlich mehr Ruhe und Stille als in unserem jetzigen.

Dafür sagt man: Der unendlich große Garten – also die Welt – ist ja direkt vor der „Wohnungstür“. Auf der einen Seite stimmt dies und sehr oft sind unsere Aussichten phänomenal und wir genießen entweder den Weitblick von unserem „Esszimmer“ aus, oder – wenn das Wetter es zulässt – stehen unsere „Gartenmöbel“ vor der Tür. Perfekt ist es dann, wenn man alleine oder es zumindest ruhig ist. Jedoch lag unser Drachennest direkt am Wald und wir saßen auf der Terrasse blickgeschützt und ebenfalls ruhig. Dies haben wir in der Regel derzeit nicht. Auch düst häufiger mal ein Auto vorbei oder man wird neugierig beäugt. Aber daß die Landschaft so häufig wechselt, ist schon toll, auch wenn nicht jeder Stellplatz ein Traum ist! Dann wird jedoch unser Wohnkoffer zu unserem Rückzugsort, so daß auch Aufenthalte in Industriegebieten bei Werkstätten irgendwie „special“ sind.

Unser Drachennest wurde natürlich beim Bau genau aus nivelliert. Tja, Wohnen in Patsha heißt oftmals, mit Schräglagen zu leben oder zu schlafen. Nicht immer kann – oder wollen wir – perfekt aus nivellieren. Generell ist der Wohnkoffer – bei ebener Fahrbahn – zur Fahrerkabine nach vorne geneigt: Einerseits wegen dem Fahrtwind und der Fahrdynamik im Gelände, andererseits, damit Wasser ablaufen kann. Man gewöhnt sich insofern an einiges; auch, daß unser aktuelles Zuhause auf dem federgelagerten Hilfsrahmen und dem Fahrwerk (leicht) schaukelt. Hier muß immer ein Kompromiss zwischen zu weich und zu hart gewählt werden, damit im Gelände nicht zu viel Kraft in den Wohnkoffer geleitet wird und dieser an den Auflagepunkten reißt. Dafür kriegen wir innen drinnen eindeutig mit, wenn jemand die Außentreppe rauf- oder runtergeht.  😉

Generell versuchen wir, auf unser rollendes Zuhause ein gutes Augenmerk zu haben, denn die „Gebäudesicherheit“ ist natürlich fragiler als bei einem stationären Zuhause. Sturm oder Hagel hätten früher am Hausdach rütteln können, aber heute würde schon ein Autounfall reichen, unser Zuhause zu demolieren. Insofern riskieren wir da lieber nichts und fahren eher defensiv als offensiv. Und stürzen uns nicht gleich jede tolle Piste hinab zu einem Stellplatz, wenn die Aussicht von oben auch super ist, oder scouten den Platz vorher ab.

An Bord haben wir alles, wenn nicht gar zu viel. Es ist schlicht Wahnsinn, wieviel man in Patsha verstauen kann – und vor allem nicht mehr wiederfindet! Von Werkzeug über Lebensmittel und Klamotten bis zu Laptop & Co.! Wir haben im Drachennest viel ausgemistet und verschenkt; einige liebgewonnene Accessoires dennoch mitgenommen, die uns insofern an früher erinnern, und uns fehlt bis heute gar nichts. Ok., wir haben mal einen Schraubenzieher vermisst, aber es gibt überall in Europa Baumärkte. Wartungsintensiver scheint unser neues Zuhause – zumindest im Vergleich zur Anfangszeit im Drachennest – schon zu sein. Wir zählen da mal unser Basisfahrzeug mit dazu. Aber dieses ist ja schon fast 30 Jahre alt, während wir unser Drachennest neu gebaut hatten und erste Renovierungsarbeiten erst einige Jahre später notwendig waren. Dafür brauchen wir jetzt weniger zu putzen, wobei wir die Fenster öfters sauber machen als früher 😉, und unsere „Entkeimungsanlage“ (= unser Handstaubsauger) in täglicher Benutzung ist. Und daß wir keinen Geschirrspüler mehr haben, ist auch ok. für uns: Ein bisschen gemeinsame, tägliche Routine ist schon gut.

Was ist noch anders? Unser Zuhause in Patsha hat ein eigenes „Mikroklima“. Was meinen wir damit: Wir lassen die Heizung im Wohnkoffer nicht während der Autofahrt laufen, d.h. wenn wir abends in unser Zuhause reingehen, ist es kalt und muß erstmal beheizt werden. Natürlich nicht im Sommer! Es wird dann zwar schnell kuschelig warm, aber dann müssen wir auch schnell wieder lüften, damit der Dunst vom Kochen – wir kochen in der Regel abends – rausgeht. Und natürlich die Essensgerüche. Sind die Temperaturen außen und innen recht unterschiedlich, und draußen unter 5 Grad, kondensiert Wasser an den Fenstern oder den Kältebrücken der Wände. Wir wohnen zwar in keiner Tropfsteinhöhle, aber wir müssen höllisch aufpassen, daß sich nirgends Schimmel bildet – oder diesen schnell wieder entfernen. Das Hygrometer hilft zwar etwas, aber wichtig ist es, ein Augenmerk auf die Schränke und das Bett an der Rückwand zu haben. Das war früher deutlich einfacher, denn das Drachennest war immer wohl temperiert – egal, ob Sommer oder Winter -, und wir konnten mit unserer Fußbodenheizung eine angenehme Wärme einstellen. Dies macht unser neues Zuhause doch etwas „beobachtungsintensiv“; insbesondere, wenn man nicht nur in warmen Gefilden unterwegs ist.

Ist Patsha nun also zu unserem neuen Zuhause geworden und empfinden wir dies auch so? Ja und Nein! Auf der einen Seite ist im Wohnkoffer drinnen alles vertraut und selbst wenn eine „Lümmelcouch“ fehlt, so können wir es uns gemütlich machen. Wichtig war uns hier auch die Farbwahl gewesen (weinrote Polster, hellbraune Möbelfronten), die bestimmt nicht jedermanns Geschmack ist, aber uns innen drinnen einen wohligen Charakter vermittelt.

Aber zu einem Zuhause gehört für uns auch eine vertraute Umgebung, und die haben wir durch die Reise bekanntlich nicht mehr. Wir sind nach wie vor neugierig darauf, wo wir an jedem Abend stehen werden und wie es dann dort aussehen wird, aber als wir neulich zum ersten Mal 4 Nächte am gleichen Ort standen – da die Bucht in Griechenland einfach so toll und einsam war -, da kam dann ein Gefühl von Wehmut auf, als wir weiterfuhren. Das war das erste Mal so ein Gefühl von „Zuhause“. Und Weihnachten? Wir sind gespannt, wo wir genau zum Heiligabend stehen werden. Wie in den Jahren vor der Pandemie verbringen wir die Zeit nicht „Zuhause“ (= in Wolfsegg), sondern an einem „neuen Ort“, der nicht unbedingt mit Schnee gesegnet ist. Weihnachtsstreß kennen wir insofern nicht, denn heute wie früher haben wir die Geschenke rechtzeitig besorgt (oder kriegen hierfür klasse Unterstützung in der Family!  😊) Wir feiern Weihnachten prinzipiell nicht und einzig unser kleiner Weihnachtstroll von einer Dienstreise nach Schweden begleitet uns, wenn wir Heiligabend lecker kochen werden. Wenn dann noch die Aussicht schön ist und wir unsere Crazy Ten aufhängen, dann wird unser diesjähriges Weihnachten in unserem Zuhause perfekt sein! Und wir nehmen uns gewiss für’s nächste Jahr vor, auch mal länger an einem Standort zu bleiben, denn dann ist Patsha „zu Hause“!

 

Wir wünschen Euch viel Spaß mit dem ersten Teil unserer Griechenland Bilder, aber vor allem: Ein frohes Weihnachtsfest, wo immer Ihr dies auch feiert!

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