Passadicos do Paiva und die (noch) längste Hängebrücke der Welt

von root

„Wenn Ihr in Portugal seid, dann müßt Ihr unbedingt nach Arouca und auf die längste Hängebrücke der Welt“, sagte mein Vater, als wir in Richtung Süden aufbrachen. „Die Brücke ist nur für Fußgänger und 516 m lang. Wenn bei uns hier in Willingen die neue Hängebrücke diesen Herbst eröffnet wird, ist diese hier in Deutschland mit 665 m deutlich länger, und dann könnt Ihr auch hier noch einmal rüber laufen“. Insofern stand mit dieser Info bei uns von Anfang an Arouca fest auf unserem Reiseplan.

In unserem Portugal Reiseführer haben wir zusätzlich den Hinweis auf die Passadicos do Paiva gesehen und Kasteninblau haben in ihrem Blogartikel von 2018 richtig Lust auf die Wanderung auf diesem Holzbohlensteg gemacht. Damals war die Hängebrücke noch nicht eröffnet, da erst in jenem Jahr der Bau begann. Die Eröffnung wurde auch wegen der Corona Pandemie von 2020 auf 2021 verschoben, aber seitdem sind wohl schon über 100.000 Besucher über die Hängebrücke gelaufen, die bis auf sehr wenige Tage im Jahr täglich geöffnet ist.

Die Anzahl derjenigen, die pro Tag die Brücke in einer geführten Tour beschreiten dürfen, ist limitiert, und man MUSS die Tickets vorab im Internet erwerben. Vor Ort geht nicht, es sei denn, man bucht kurzfristig vor Ort mit seinem z.B. Handy im Internet die Tickets, wie es manche bei uns in der geführten Gruppe gemacht haben. Es kann dann aber sein, daß eine Tour ausgebucht ist und man warten muß oder an jenem Tag gar nichts mehr bekommt. Ab 8.30 h beginnt die erste Tour, dann alle 1.5 Std., mit einer Stunde Mittagspause. Wir hatten unsere Karten 2 Tage vorher im Internet gekauft und gleich in Kombi mit den Tickets für den Holzbohlenweg. Als Camper standen wir dann auch auf dem supergroßen Sandparkplatz bei Areinho, welcher oberhalb vom Einstieg in den Weg liegt. Von hier läuft man ca. 15 min. durch den Wald steil hinunter bis an den Fluß, an dem auch eine kleine Bar/Bistro liegt und auch ein weiterer Parkplatz für PKW ist. Aber Achtung: Die Stichstraße hinunter zum PKW-Parkplatz ist extrem steil und man erkennt deutlich schwarze Anfahrspuren in der oberen Hälfte. Insofern ist der Camper-Parkplatz, auf dem wir 2 Nächte standen, eine super Wahl. Bei unserem Besuch im Mai war er alles andere als voll: Wir standen die erste Nacht mit 2 weiteren Campern hier, die zweite Nacht sogar alleine. Er ist nicht bewacht, aber wir hatten kein schlechtes Gefühl, als wir unseren Patsha über Tag hier stehen gelassen hatten.

Am 11. Mai sind wir um 6.45 Uhr losgelaufen, denn – laut Info im Netz – braucht man vom Einstieg bei der Bar = Anfang Holzbohlenweg bis oben zum „Checkpunkt“, wo die Tickets kontrolliert werden, bis zu einer Stunde. Ok., wir waren dann in 30 min. da, plus die 15 min. runter von unserem Parkplatz zum Start des Weges, aber wenigstens war es kühl. Keine 10 Grad als wir loswanderten, aber – so viel sei jetzt schon verraten – tagsüber kletterte das Thermometer auf schweißtreibende 33 Grad.

Bereits der Anfang des Weges ist total schön, am Fluß entlang, bevor es die erste Sektion vieler Treppen hochgeht. Angeblich über 500, wir haben nicht gezählt. Oben angekommen ist dann der Checkpunkt, sowohl für die weitere Sektion des Holzbohlenweges, als auch die Begehung der Brücke. Wir dachten erst, man muß über die Brücke, um den Weg dann weiter entlang zu laufen, aber dies ist falsch: Der Holzbohlenweg ist komplett unabhängig und man kann separat über die Brücke und theoretisch auf der anderen Seite eine andere Wanderung fortsetzen, oder – so haben wir es gemacht – wieder auf der Brücke zurück, um die Rückwanderung auf dem Holzbohlenweg zu beenden. Generell läuft auch die Führung so, daß sie hin- und zurück auf der Hängebrücke laufen, mit einem Sicherheitsbriefing am Anfang und auf der anderen Seite nochmal. In allem hat der Besuch der Hängebrücke ca. 1 Stunde gedauert, während wir auf dem 8 km langen Holzbohlenweg (one-way!) knapp 3 Stunden – mit vielen Fotostopps! – in die eine Richtung, und retour ca. 2.5 Stunden unterwegs waren. Komisch, obwohl es zurück eher bergauf geht, waren wir schneller. Wahrscheinlich haben wir hin zu viele Fotos gemacht, aber die Gegend ist einfach traumhaft! Vor allem, da bei unserem Besuch der Morgennebel noch so waberte und wir uns wie im (kalten) Regenwald gefühlt hatten. Ursprünglich hatten wir die Karten für den Besuch der Hängebrücke für 8.30 h gekauft, aber der Kontrolleur hat uns empfohlen, wir sollten doch erst den Holzbohlenweg wandern, da man bei dem Nebel eh‘ die Brücke und deren Umgebung nicht sehen kann, und uns dann einfach später in eine Tour einklinken. So hatten wir auch den Holzbohlenweg bis zur Hälfte komplett für uns alleine und bis zum Ende der 8 km sind uns nur noch 3 weitere Pärchen entgegengekommen. Es gibt am Ende als auch in der Mitte jeweils einen weiteren Ticket-Checkpunkt, so daß man in Summe an 3 Stellen in diese Wanderung einsteigen kann. An allen diesen Stellen ist die Möglichkeit gegeben, mit Taxen an die anderen Punkte zu fahren. Bevor wir es vergessen: Der Weg darf nicht mit Tieren, z.B. Hunden, begangen werden.

Die Atmosphäre mit dem Nebel war total mystisch und auf dem Rückweg hatten wir strahlenden Sonnenschein, so daß wir die malerische Landschaft noch einmal ganz anders wahrnehmen konnten. Uns fiel daher die Auswahl der Fotos so schwer, daß wir einfach mal die meisten an diesen Blogartikel hängen und hoffen, die Stimmung kommt durch die Bilder zu Euch rüber.

Zurück sind uns dann natürlich schon mehr Wanderer begegnet und wir waren bei den steigenden Temperaturen sehr froh, nicht später aufgebrochen zu sein. Kurz nach 13 h waren wir wieder zurück am ersten Checkpunkt, von dem auch die Tour auf die Hängebrücke beginnt, die – so die stolze Info von unserem Guide – komplett von Portugiesen entwickelt und gebaut wurde. Wir hatten noch bis 14 Uhr Zeit und konnten dann über die noch längste Hängebrücke der Welt laufen. Noch – nein, nicht wegen der neuen Brücke in Willingen in Deutschland! -, da – so die neuerliche Info von meinem Vater – unsere tschechischen Nachbarn sich ins Zeug gelegt haben und 2 Tage nach unserer Begehung in ihrem Land eine Hängebrücke mit Namen Skybridge eröffnet wird: 721 m lang. Tja, da hätten die Willinger wohl mal besser recherchieren müssen.  😉

Das Besondere an der Brücke hier in Arouca ist, daß man auf einem Metallgitter läuft und so einen (fast) völlig freien Blick nach unten hat. Die maximale Höhendifferenz zum Fluß ist in der Mitte der Brücke 175 m und es ist einfach atemberaubend, auf diesen, als auch einen großen Wasserfall, zu schauen.

Als wir gegen 15.30 Uhr zurück am Anfang des Holzbohlenweges bei der Bar am Fluß waren, haben wir uns erstmal eine kalte Cola und ein Eis gegönnt, denn wir wußten: Es geht zum Camperparkplatz wieder steil durch den Wald bergauf. Patsha hat brav in praller Sonne auf uns gewartet, aber wir sind happy über unsere Abschattungsmöglichkeiten im Fahrerhaus, als auch den Rollos an unseren Wohnkofferfenstern. So hat uns glücklicherweise keine Sauna empfangen. Aber dennoch haben wir erstmal unsere Campingstühle in den Schatten von Patsha gestellt und uns ein (weiteres) eiskaltes Getränk gegönnt. Ein echt grandioser Tag!

 

Kleine Hängebrücke entlang des Holzbohlenweges
Begehung der großen Hängebrücke für Fußgänger

 

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