Patsha bremst uns aus

von root

Irgendwo hier muß doch dieser Lost Place sein, oder? Ok., wir wußten, daß die angegebenen Koordinaten nicht ganz richtig sind, aber eine so große Abweichung? Da, hier geht’s rein, die Allee rechts. Ganz schön „bumpy“, die Piste. Nachdem wir stehen, kommt sofort der Entdeckergeist zum Vorschein. Durch die verfallenen Hausmauern des Anwesens zu stromern, die inzwischen sich breit machenden Bäume im großzügigen Innenhof zu bewundern, macht wirklich Lust und Laune. Und ein ausgetretener Pfad führt auch noch zum Fluß, zu einem lauschigen Plätzchen, an welchem man bei sommerlichen Temperaturen bestimmt prima baden kann. Hier hatte sich jemand in vergangenen Zeiten wahrlich ein Prachtanwesen gebaut.

Als wir am nächsten Morgen weiterfahren wollen, ist plötzlich etwas komisch: Kaum, daß der Luftdruck sich aufgebaut hat, fällt er auch schon wieder ab. Boris fährt langsam vor, ich gehe hinterher und höre hinten an der Hinterachse ein Zischen. Vermutlich wieder das gleiche Steuerventil, welches auch nach dem Abstellen abbläst? Doch schon in der Allee, noch bevor wir die Straße erreichen, wird es schlimmer: Der Druck im 3.ten Kreis (Handbremse) fällt so stark ab, daß das Vierkreisschutzventil verriegelt und die Warnlampe angeht. Wir werden automatisch an der Achse gebremst. Oh je, so weiterfahren geht nicht: Der nächste Ort, Cuenca, 30 km entfernt! Auf die Straße und langsam in diese Richtung. Oh je, schon wieder werden wir von Patsha ausgebremst und beim normalen Bremsen verlieren wir zu viel Druck! Wo ist die nächste LKW-Werkstatt?

Wir fahren zunächst zur nächstgelegenen LKW Werkstatt, Euromaster. Hier kann – oder will – man uns nicht helfen und verweist uns an Iveco, in 3 km Entfernung. Hier findet sich zwar schnell jemand, der englisch spricht, aber der Chef, der uns keines Blickes würdigt, sagt: Frühestens in einer Woche ist ein Termin möglich. Und: Alles kein Problem. Wenn der Druck nicht unter 4 bar fällt, können wir ja weiterfahren. Aber das unser Fahrzeug uns jedes Mal ausbremst… Man gibt uns aber den Tipp, daß wir zu Avelino in einer MAN Werkstatt fahren sollen; soll gleich beim Euromaster liegen, von wo wir gerade herkommen. Wir fahren also wieder zurück, den Hügel hoch, und finden nur mit Mühe jene „Werkstatt“, denn aus MAN wurde Isuzu und wir meinen: Dies ist gar keine öffentliche Werkstatt, sondern eine für eine große, spanische Spedition.

Wir finden jedoch Avelino und dieser legt sich auch zugleich unter‘s Auto. Wir verweisen auf jenes Steuerventil und meinen, wir bräuchten ein neues, denn dieses scheint nicht nur nach dem Fahrzeug-Abstellen, sondern nun auch während der Fahrt abzublasen und daher den Druck für die Bremse abzubauen. Avelino organisiert uns ein neues Ersatzteil, nur dieses wäre erst am nächsten Morgen, ca. 10 h, da. Ok., es ist ja eh‘ schon nach dem Mittag; wir kriegen die Zeit bis morgen schon rum. Und stehen mal wieder gut in einem Gewerbegebiet. 🙁

Am nächsten Morgen ist es nichts mit dem Ersatzteil. Avelino wird informiert: Es wird 16 h werden. Ok., dann können wir halt nichts machen, denn während der Fahrt – und es sind nur 200 m von unserem Stellplatz wieder retour zur Werkstatt – hatten wir erneut jenen Fehler. So warten wir im warmen Auto auf dem Werkstattgelände bis 16 h; das Teil kommt dann 16.30 h, und wir sind superhappy, als es dann eine Stunde später eingebaut ist. Und: Oh je, es liegt nicht daran! Auch dieses zeigt das gleiche Verhalten wie unseres zuvor! Nun ist guter Rat teuer. Avelino macht sich mit einem Mitarbeiter daran, ein vermutetes Leck zu suchen, während wir auch Kontakt zu Benny von FRM-Technik aufnehmen. Die Kommunikation zwischen uns und Avelino ist schwierig, da wir kein Spanisch können und er kein Englisch. Wir versuchen, die online Übersetzung per Handy, aber dies ist langwierig und zäh. Erfolglos wird die Untersuchung um 19 h abgebrochen, aber Avelino versichert uns: Er möchte uns helfen; er möchte, daß wir bald wieder „ontour“ sind. Er wirkt technisch sehr kompotent und kümmert sich als – wir vermuten – Werkstattleiter sogar höchstpersönlich um uns. Nur trotzdem macht sich bei uns langsam der Frust breit, wenn der Fehler nicht gefunden wird. Wir lernen, daß unsere beiden Achsen unterschiedliche Bremssysteme bzgl. der Handbremse haben, und es worst case dazu führen kann, daß wir bei Druckverlust an der Hinterachse eine Vollbremsung während der Fahrt haben könnten. Mit dieser Sorge wollen wir definitiv, daß etwas unternommen wird, damit wir dieses Risiko nicht haben, mindestens aber minimieren.

Der nächste Tag ist ein Samstag und wir sind froh, daß Avelino und sein Team auch am Samstag arbeiten. Pünktlich um 8.15 h stehen wir auf der Matte, so daß es dann auch um 9 h weitergehen kann. Wir sind überdies erleichtert, daß wir wieder angekommen sind, denn diesmal hat Patsha eine Vollbremsung genau nach Erreichen des Werkstattgeländes hingelegt. Beruhigt nicht gerade unsere Nerven.

Es wird 2 Stunden nach Lecks gesucht, alle Druckkreise durchgemessen, und leider nichts gefunden. Was tun? Erstmal werden wir von Avelino zur Frühstückspause eingeladen und dürfen uns leckere Sandwiches in einer Bar/Restaurant bestellen. Wir versuchen, mit Händen und Füßen sowie Zeichnungen die vermuteten Ursachen einzugrenzen. Boris fährt auch noch mit einem Mitarbeiter ein paar Kilometer, um zu versuchen, den Fehler zu reproduzieren. Fehlanzeige! Wir vermuten, das hat etwas mit Kälte zu tun, denn an den Tagen, an denen wir am nächsten Morgen das Problem hatten, war es 0 Grad oder kälter in der Nacht. Nur, warum hatten wir das früher nicht schon in Frankreich?

Es liegt also nicht am (neuen bzw. alten) Anhängersteuerventil. Ein Leck wird nicht gefunden. Die Vermutung ist groß, daß wir ein Problem mit Wasser in den Ventilen der Bremszylinder an der Hinterachse für den 3.ten Druckluftkreis haben. Wenn das Wasser gefriert, schließen die Ventile in den Bremszylindern nicht richtig und Luft wird weitergeleitet und entweder dort oder am Anhängersteuerventil wieder rausgeblasen. So die Erklärung, wie wir dies verstanden haben. Wir können auch jenes Anhängersteuerventil nicht ausbauen, auch wenn wir keinen Anhängerbetrieb haben, denn es wird bei uns für die Allrad-Bremse verwendet. Die Bremszylinder mal eben so tauschen geht auch nicht; sie sind nicht vorrätig und wären recht teuer. So muß Plan B her: Ethanol in den Steuerkreis. Zusätzlich tauschen wir noch die Lufttrocknerpatrone, die innen auch etwas feucht ist, obwohl aus den Ventilen der Druckkessel nie Wasser rauskam. Ob dies alles wirklich hilft, ist fraglich, denn Ethanol wird schnell verdampfen.

Nach 2.5 Tagen „Festsitzens“ sind wir wieder „on the road“: Mit neuem Wissen, einer Behebungsmaßnahme und der Hoffnung, daß sie zu dem nicht gefundenen Fehler paßt. Alle waren super freundlich zu uns uns und haben sich sehr um uns bemüht; wir bekommen zum Schluß sogar noch eine große Flasche Wein geschenkt und die Erfahrung anderer bzgl. hoher Werkstattkosten können wir hier (glücklicherweise) nicht machen. Das absolute Gegenteil ist der Fall. Auch wäre in normalen Urlauben längst die Panik ausgebrochen, denn unser Zeitplan wäre total über den Haufen geworfen worden. So ist es zwar auch ärgerlich, aber wir sind beruhigter, daß es so gelaufen ist. Am nächsten Tag und den Tag danach haben wir das Problem nicht mehr. Es ist jedoch auch nicht mehr so kalt über Nacht. Wir werden sehen.

Sie setzt sich endlich wieder in Bewegung… 😉

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