Länderfazit Griechenland

von root

Es war einfach DIE richtige Entscheidung: 3 Monate Überwintern in Griechenland war ein Traum für uns! So abwechslungsreich die Landschaft, so vielfältig und problemlos die Freistehplätze, unendlich viele Abende mit Lagerfeuer, so freundlich unsere hiesigen Begegnungen. Und dies alles mit sehr viel Zeit, die uns zur Verfügung stand! Wir haben es sehr genossen, hier sein zu dürfen und wir hoffen, daß wir Euch mit unseren letzten Fotos ein rundes Bild von unserer Tour geben. Wir haben zudem noch so viel Videomaterial, das wir jetzt erst schaffen, zu sichten. Also, nach und nach ergänzen wir neue Berichte auch mit Zusammenschnitten unserer Griechenland Reise. Das erste Video findet Ihr unten.

Unsere Routenübersicht haben wir hier für Euch abgelegt: HIER.

Wie auch zuvor starten wir unser Länderfazit mit den weniger subjektiven Faktoren:

  • Wetter: Empfangen hatte uns Griechenland mit einer Unwetterwarnung, und insgesamt blieb es – sagen wir mal – sehr interessant: Von 20 Grad und mehr mit warmem Sonnenschein, über Regen, Hagel und heftigen Gewittern, bis zu Minus 8 Grad in den Bergen und mit Schnee; es war jeden Tag unterschiedlich! Auch wenn eine knappe Woche mit viel Regen dann schon mal genervt hat, so hatten wir rückblickend für diese Jahreszeit tolles Wetter. Insbesondere durften wir unzählige, wunderschöne Sonnenuntergänge erleben. Und selbst im Meer ist Boris dreimal geschwommen, wobei… Brrr… Was kann man sich im Winter besseres wünschen?
  • Stellplätze: Wir möchten uns gar nicht vorstellen, wie voll dies hier in der Saison sein mag, denn: Wir hatten die tollsten, besten, schönsten Stellplätze für uns alleine! Teilweise mußte man auch gar nicht erst offroad fahren, um einen ruhigen Platz zu entdecken und wir haben variiert, was nur geht: Vom Platz in den Bergen auf einem Plateau mit 360 Grad Rundumblick, über einen ruhigen Platz an einer schönen Sandbucht mit glasklarem Wasser, bis zu einsamen Plätzen im Grünen, zwischen Olivenbäumchen und an einer kleinen Kirche. Einfach nur klasse! Und selbst, wenn wir nahe von Häusern oder Dörfern standen, gab man uns nie das Gefühl, zu stören. Im Gegenteil! Also um diese Jahreszeit ist Griechenland – und selbst die vermutlich in der Hochsaison überfüllten Peloponnes – ein Traum! Für uns auch ein Novum: Seltenst standen wir länger als einen Tag mal still, aber hier – mit mehr Zeit im Gepäck – haben wir an schönen Plätzen dann einfach nach dem Frühstück entschieden: Ein Tag mehr ist super!

An dieser Stelle auch noch einmal ein Dankeschön an Kruemel_4x4 und Puki-Adventure für ihre vielen Stellplatz-Tipps!

  • Wasser: Vom kostenlosen Wasser-Füllen an einer Tankstelle über Wasserquellen mit Hahn – und gutem Druck – in den Bergen: Absolut kein Problem, mit etwas Weitsicht seinen Wassertank wieder gut gefüllt zu bekommen.
  • Strom: Wo ist nochmal unser B2B verbaut? 😉  Sonne pur ließ unsere Batterien fast jeden Tag gut gefüllt sein. Wichtig, wenn wir mal etwas länger standen, insbesondere auch an Regentagen.
  • Müllentsorgung: Wir müssen es leider zugeben: Wir haben bislang auf unserer Europa-Tour noch nie ein so stark vermülltes Land gesehen: Plastik, Papier, Bauschutt und andere Dinge zieren kilometerlang die Straßenränder, Strände leider oft vermüllt, und nahe Dörfern werden Müllkippen etabliert, indem man Kühlschränke und Co. den Abhang davor runterwirft. Dazu kommt, daß häufig Gartenabfälle verbrannt werden, so daß wir sehr oft stinkenden Rauchschwaden begegnet sind. Es ist ein trauriges Bild! Uns ist bewußt, daß Müllentsorgung eher zu den Luxus-Themen eines Landes gehört, aber was wir nicht nachvollziehen können: Es gibt überall große Mülltonnen! Es wäre echt nicht nötig und hier muß wohl noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.
  • Lebensmittel: Keine Ahnung, warum wir uns nicht ein Lidl-Plus-Konto gönnen, aber auch hier waren wir Stammkunden beim gut sortierten Supermarkt. Nur die Preise haben uns erschrocken, denn selten war ein Einkauf unter 200 € erledigt. Vielleicht lag dies auch an der 900 gr Tzatziki Packung, die immer in den Einkaufswagen gewandert ist? Ab und an waren wir auch mal in traditionellen Lokalen essen, die meistens noch in größeren Touri-Orten offen hatten und große Portionen auftischten, aber letztendlich haben wir lieber unsere Mahlzeiten bei traumhafter Kulisse an unseren Stellplätzen genossen.
  • Dieselpreis: In keinem Land ist die Tankstellendichte so hoch wie hier: Teilweise haben wir 5 oder mehr Tankstellen hintereinander (!) und dies jeweils rechts und links der Straße auf dem Weg in größere Ortschaften gesehen. Und mit Preisunterschieden von bis zu 20 Cent. Wie überleben dann so viele? Die Tankstellen sind meistens recht klein, sind aber auch in den entlegensten Dörfern zu finden. Also, ein Liegenbleiber kann hier eigentlich nicht passieren. Die Preise haben während unseres Aufenthaltes stark geschwankt: Unser günstigster Kauf lag bei 1.59 €/ 1l Diesel, der teuerste bei 1.74 € / 1 l Diesel. Dennoch günstiger, als zuvor im Internet recherchiert. Ans Herz legen können wir jedem die Fuelgr-App, die wirklich top informiert.

Was wir dennoch erwähnen müssen: Vermutlich lag es am Sommer-Diesel, daß dieser bei der Kälte in den Höhenlagen über Nacht versulzt war. Konsequenz war, daß unsere Diesel-Heizung bei minus 8 Grad in der Nacht ausgestiegen ist. Leider konnten wir dies am nächsten Tag im Separ-Filter nicht wirklich erkennen, da wir dort erst bei Plusgraden nachgeschaut hatten, aber die Wahrscheinlichkeit, daß es daran lag, war schon sehr hoch.

  • Daten/Internet: Nach zwei Tankstellenbesuchen haben wir umständlich gelernt: In Griechenland gibt es SIM-Karten nur in den jeweiligen Telefonshops (Cosmote, Vodafone, Wind). Als wir dann im Cosmote Shop noch das Summer-Special ergattern wollten – wurde noch auf deren Homepage angeboten -, gab es dies im Shop schon gar nicht mehr, und man wollte 12 € pro Monat für 4 GB haben: Teurer als unser deutscher Vertrag! Es war glücklicher Zufall, daß genau in jenem Moment – und ich stand wirklich im Cosmote Shop und Boris rief mich an! – die Telekom uns 100 GB Weihnachtsspecial geschenkt hat. Dies reichte damit bis Ende des Jahres! Nächstes Lessons Learned: Auch wenn die Telefonshops in der ersten Januar Woche aufhaben sollten, nein, sie waren alle geschlossen! Mehrere, erfolglose Anläufe ließen uns dann erst in der Woche danach in einen Cosmote und in einen Vodafone Shop laufen. Wir haben uns dann eine Vodafone Karte (19 €) gekauft, die mit 12 € aufgeladen wurde (4.90 € Weihnachtsspecial: Eigentlich 3 Wochen Datenflat, aber zum Schluß waren es dann 4 Wochen! Restliches Guthaben für die Möglichkeit, weitere Datenpakete online zu kaufen.). Weitere Lessons Learned: Die Vodafone-gr-App konnten wir nicht auf unser Handy laden, so daß wir alles weitere über einen Vodafone-CU-Account im Netz erledigt haben. Und: Bei unserem Router mußten wir ein festes Profil einstellen, da die Karte sonst nicht funktionierte. So haben wir dann final noch 4x Valentins-Specials gekauft (Datenflat für jeweils 4 Tage für 1.90 €) und „unlimited week“ für 6 €, wobei wir hierfür etwas Geld nachschießen mußten. Alles etwas umständlich, aber wir hoffen, daß wir über diesen Weg etwas Geld gespart haben. Die Netzabdeckung mit jener Karte ist prinzipiell gut, jedoch muß man damit rechnen, in den Bergen mal keines zu haben.

Und die subjektiven Eindrücke:

  • Straßen: Wir können mit schlechten Straßenbelägen leben – wobei wir nicht nachvollziehen konnten, warum dies teilweise auf Maut-Autobahnstrecken sein muß -, aber: Reinragende oder tiefhängende Äste, Büsche und Olivenbäume, die mehr auf der Straße wachsen, als am Rand, so daß wir die Straßenbreite gar nicht nutzen konnten, und vor allem: Superenge Dorfdurchfahrten mit tiefhängenden Balkonen ohne vorherige Ankündigung… Sagen wir mal so: Bis auf einmal, wo ein Dorf für uns nicht passierbar war, haben wir nie umdrehen müssen, aber es wurde oft grenzwertig. Und Kratzgeräusche am Außenlack oder auf den Solarpanelen tuen nicht nur im Gehörgang weh! Selbst auf der Karte als „gut“ bzw. „groß“ dargestellte Straßen sind kein Garant für solches. Also, wir empfehlen jedem: Kommt mit einem kleineren Fahrzeug als unseres nach Griechenland, und Ihr werdet anstatt Nervenkitzel Spaß ohne Ende haben!
  • Leute: Wir winken und grüßen, und es wird eifrig zurück gewunken! Egal, ob die Begegnung mit einem Schafhirten, der flanierenden, älteren Dame in ihrem Ort, oder dem vorbei brausenden Pick-up-Fahrer: Wir wurden überall so wunderbar aufgenommen, manchmal sogar angesprochen, zum Kaffee eingeladen oder mit Mandarinen beschenkt, daß es wirklich schön war, hier zu sein und wir das Gefühl hatten, willkommen zu sein. Selbst an Stellplätzen, die nahe zu Ortschaften waren oder man anderen „quasi vor der Haustür“ parkte, gab es nie ein Problem, im Gegenteil.

Was uns aufgefallen ist: Bei Stellplätzen am Meer haben wir häufig Angler – Männer und auch Frauen – gesehen. Ob sie viel gefangen haben, wissen wir nicht, aber es scheint hier eine Art Volkssport zu sein. Auch ein Volkssport scheint „flottes Fahren“ und „superenge Überholmanöver“ zu sein; nie aggressiv am Steuer, dennoch immer sportlich und knapp vorne an unserer Winde vorbei. Wobei wir allen Firmen, die Freisprechanlagen für’s Auto verkaufen, empfehlen: Kommt nach Griechenland, denn hier ist der Absatzmarkt noch riesig! Gleiches gilt im Übrigen für Hersteller von eAutos: Wir haben stolze 2 Exemplare gezählt.

Egal, aus welchem Auto jedoch DER Mann aussteigt, er muß pinkeln! Kaum in Griechenland angekommen und im Stau um Thessaloniki gestanden, gab es die ersten ihrer Spezies zu sehen, die ihr Auto mitten auf dem Beschleunigungsstreifen abstellen, um genau neben oder hinter ihrem Auto zu … Ihr wißt schon. Die männliche Blase wird in diesem Land folglich geschont; das Auge „des Betrachters“ leider nicht.

Was wir zum Schluß auch noch erwähnen müssen: Wir hatten immer ein sicheres Auge auf Patsha, denn wir haben von einigen gehört, in deren Fahrzeug eingebrochen wurde, und ein Reisepaar kennengelernt, denen dies leider kurz zuvor passiert ist. Was uns als Personen angeht, haben wir uns jedoch immer sicher gefühlt.

  • Flora & Fauna: Wir kamen vom tristen, winterlichen Norden, und das erste, was dem Auge guttat: Grün, grün, grün! Es war längst nicht der Frühling ausgebrochen, aber grüne Wiesen oder Berghänge zu sehen, gibt einem gleich ein „wärmeres“ Gefühl. Jedoch dominiert diese Farbe, so daß wir gerne abwechselnd zwischen Bergen und dem türkisblauen Meer gestanden haben. In erster Linie sind uns hier die Massen an Olivenbäumen aufgefallen, die teilweise während unserer Reise abgeerntet wurden. Viele Pflanzen wie Disteln, wilde Mohnsorten oder andere, uns unbekannte Kriechgewächse, haben wir ausschließlich hier in Griechenland gesehen.

Heulende Schakale in der Nacht, Flamingos in den Wetlands, Schafe, Ziegen und sogar Delfine vor unserer Haustür; selbst eine Schildkröte haben wir am Wegesrand in der letzten Woche unserer Reise entdeckt. Jedoch hätten wir mit mehr Vögeln, insbesondere Raubvögeln, gerechnet, aber vermutlich ziehen diese jetzt erst aus Afrika hoch. Weniger auf den Peloponnes denn auf dem griechischen Festland haben wir streunende Hunde gesehen. Genau gegensätzlich ist es uns mit streunenden Katzen ergangen. Nach der ersten Erfahrung hatten wir auf jeden Fall eine Packung Hundefutter und einen Fressnapf mit an Bord, aber auch manche Griechen nehmen sich ihrer an und stellen ihnen Futter bereit. Ab und an haben wir an unseren Stellplätzen Schüsse gehört oder Schrotpatronen gesehen: Es war vermutlich Jagdsaison. Vielleicht haben wir auch deswegen keine Bären oder Wildschweine gesehen?

  • Landestypische Küche: Wir hatten es schon erwähnt: Tzatziki, 900 gr-Packung. 😉 Wir haben auch Wein aus dem Nemea Anbaugebiet probiert, Souvlaki oder Gyros im Restaurant, und uns sogar ein Eis nach vielen Monaten der Abstinenz gegönnt. Aber am besten schmeckte es immer an unserem Stellplatz, wenn wir gegrillt oder geplanchert haben. Und dort gab es dann manchmal auch Kaktusfrüchte oder Früchte vom Erdbeerbaum zu pflücken.
  • Land: Griechenland war für uns ein Land zum Slow-Travel und wir haben es sehr genossen, in der freien Natur zu stehen. Wir waren überrascht hinsichtlich der landschaftlichen Vielfalt: Berge – groß oder klein -, Plantagen, Seen – auch wenn mit der Menge natürlich nicht mit Finnland zu vergleichen -, Strand am Meer. Hier kam nie Langeweile auf, denn wenn einem die Natur nicht reicht: Die nächste, historische Steinsäule oder das nächste Orakel ist nicht weit.  😉 Da wir Athen bereits aus einem früheren Städtetrip kannten, haben wir uns hier mit dem Besuch einer Werkstatt begnügt 😉, aber insbesondere die Vielfalt der Peloponnes ist gigantisch. Auf dieser Halbinsel haben wir stolze 2 der 3 Reisemonate verbracht und sind hier gerne Routen und Empfehlungen aus dem Abenteuertour Reiseführer gefolgt. Besonders fielen uns in diesem Land die kleinen „Mini-Kirchen“ entlang der Straßen und Wege auf. Diese wurden in der Vergangenheit hauptsächlich im ländlichen Bereich um Äcker o.ä. erstellt, damit die Bauern direkt vor Ort ihre Gebete verrichten konnten. Heutzutage stehen viele jedoch für Verkehrstote oder symbolisch für diejenigen, die einen Verkehrsunfall überlebt haben.

Was uns auch noch auffiel: Im Winter sind die meisten Hotelanlagen und Restaurants geschlossen, so daß viele Regionen verwaist erscheinen. Was des Freistehers Traum ist, ist des Geselligkeit Liebenden – zwar kein Alptraum, aber – Manko.

Egal, für welche Saison Ihr Euch also entscheidet, und wenn Ihr noch unschlüssig hinsichtlich Eures nächsten Urlaubes seid: Hellas!!!

So begann unsere Griechenland Reise vor 3 Monaten auf dem Festland… (Musik von: https://www.musicfox.com/)
Unser letzter Platz in Griechenland, ca. 50 km südwestlich von Patras.

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